Eigennützige Geschenke - Gedanken über gesponserte Musikkonzerte

Es sind Bilder wie in einer Schlacht: Tausende stürmen in die Münchner Elserhalle, sie schubsen, manche fallen hin. Das Mobilfunkunternehmen O2 hatte am Mittwoch wieder zu einem Gratiskonzert in München eingeladen – diesmal mit den beliebten Rockern Mando Diao. Dabei hat O2 weniger an die Fans gedacht – als an die eigene Geldbörse. Unter einer Einladung versteht man eigentlich etwas anderes!

Foto Adam Green München

Kostenlose Konzerte, die von Unternehmen organisiert werden, sind im Trend: Adam Green zum Beispiel trat direkt nach der WM-Niederlage gegen Italien in der Muffathalle auf (Foto) und die aufstrebenden Briten Kaiser Chiefs waren auch schon in der Stadt. Kein Wunder: Was wie ein Geschenk für junge Menschen aussieht, ist billige Werbung. Auf keine andere Art und Weise erreicht man die junge Zielgruppe wohl so günstig, intensiv und genau. Ein sehr guter Tausenderkontaktpreis!

Gestern Abend ging das Buhlen um Kunden bereits weiter: Der Radiosender Energy brachte Placebo nach München – an einen geheimen Ort. Nur, wer tagelang Energy hörte und unter einer Hotline für 49 Cent pro Minute anrief, hatte die Chance, umsonst dabei zu sein.

Vielleicht ist es da ja doch besser den Geldbeutel zu zücken, wenn Placebo und Mando Diao demnächst erneut nach München kommen – für ein ganz reguläres Konzert. Dann kommt man sicher unverletzt nach Hause und findet nicht plötzlich einen neuen Mobilfunkvertrag in seiner Hosentasche.

Kommentare

Dan am Sa., 02.09.2006 - 14:18

Und wo ist das problem? Die Firmen wären ja schön doof, wenn sie davon nicht profitieren würden ... aber man wird da ja nicht gezwungen hinzugehen oder dort mobilfunkverträge abzuschließen ...

cohu am Sa., 02.09.2006 - 16:55

Schon komisch, da wird ständig auf die "soziale Verantwortung" und "gesellschaftlichen Verpflichtungen" der Unternehmen hingewiesen - und wenn sie dann Kulturförderung betreiben, isses auch nicht recht. Der neue Mobilfunkvertrag, der sich "plötzlich" in der Hosentasche findet, dürfte übrigens auch hier nur mit einer Unterschrift des Kunden gültig sein (wer in der "jungen Zielgruppe" sich allerdings an die Anbringung letzterer nach dem ausschweifenden Konzert nicht mehr erinnern kann, kriegt hiermit einen exklusiven Cohu-Tipp: weniger Drogen nehmen! ;-) )

Marcus am Sa., 02.09.2006 - 19:13

Ich hab mich mal nach einer durchzechten Nacht mit einem SZ-Probeabo wiedergefunden. Hat mich zwar kein Geld gekostet, aber Nerven, die Akquise-Leute nach 2 Wochen wieder am Telefon loszuwerden... :-)

Btw, weiß jemand, wo jetzt das Konzert von PLacebo eigentlich statgefunden hat?

Frank am So., 03.09.2006 - 18:15

Falls du noch mehr Probe Abos brauchst - schau mal auf www.probe-abo.eu :)

isarblogger am So., 03.09.2006 - 21:26

ich versteh den vorwurf gegenüber o2 auch nicht ganz. wenn die nur "an ihren geldbeutel" denken würden, dann gäbs diese konzerte sicher nicht. denn schliesslich kostet das eine menge geld und jedermann ( nicht nur die eigenen kunden ) kann davon profitieren.

ich finde, dass o2 ihr marketingbudget wesentlich sinnvoller investiert als t-mobile, die ja fast alles in den sport stecken. von den millionen, die der fc bayern von t-mobile bekommt, werden nämlich keine freikarten verteilt.

Abspannsitzenbleiber am Di., 05.09.2006 - 13:06

Marcus, das Placebo-Konzert war in der Black Box im Gasteig.

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