Adam Green ist vielleicht der Anti-Held schlechthin: eine Art Pete Doherty mit mehr Witz und noch mehr Charme. Bei dem New Yorker Sänger glaubt man sogar, dass er sich bei Konzerten ganz ohne Drogen gekonnt inszeniert zum Affen macht. Wie ein Hampelmann mit Restless-Legs-Syndrom wirkt er, wie Zappelphilipp mit extremer Schilddrüsenüberfunktion, wie eine Duracell-Figur, deren Batterie in dreifacher Geschwindigkeit abläuft und völlig aus dem Takt gekommen ist.
Am Dienstag trat Adam Green nach dem Ausscheiden der deutschen Elf bei freiem Eintritt in der Muffathalle auf. Fotos von dem Auftritt gibt es in unserer Bildergalerie. Adam Greens Lieder sind ausgefeilt und melodisch. Immer wieder überraschen sie mit plötzlichen Tempowechseln. Rock, Folk, Country – genau beschreiben kann man die Musikrichtung nicht.
Adam Green tanzt zu seinen Lieder. Besser gesagt er hüpft wie ein Häschen über die Bühne, streckt einen Fuß unkoordiniert in die Höhe, stolpert über den Mikrofonständer, schlurft zu seiner Gitarre, fuchtelt linkisch mit den Händen in der Luft, fährt sich mit der Hand durch seine dunklen lockigen Haare.
Er lacht, kreischt und freut sich. Er redet nicht viel mit dem Publikum, doch es ist völlig in seinem Bann. Adam Green klatscht die Hände der Fans aus den ersten Reihen ab, blickt ihnen tief in die Augen. Bei "Dance with me" bittet er zum Tanz auf die Bühne. Er lässt das Publikum die Lieder bestimmen, die er spielt.
Er trägt eine beige Leinenhose, ein grünes Jackett, dessen mittlerer Knopf offen ist, markenlose blaue Stoffschuhe. Ein dicker Schlüsselbund baumelt aus seiner Hosentasche. Zugern möchte man wissen, zu welchen Türen die Schlüssel passen.
Die Fußball-WM erwähnt Adam Green mit keinem Wort. Ob er die deutschen Fans nicht ärgern möchte oder ob er gar nicht weiß, dass die WM stattfindet, wird nicht ganz klar.
Zwei Mal kommt Adam Green in der Muffathalle noch auf die Bühne, um eine Zugabe zu spielen, dann geht es in seinem riesigen Bus weiter zur nächsten Show. Vielleicht ist der Bus ja nur so groß, damit Adam Green drinnen rumhüpfen kann und die Bandmitglieder vom Zappeln nicht gestört werden.
Sorry, aber das Konzert war einfach nur beschissen. MIA gestern Abend war dagegen einfach nur geil!
Gruß!