Liebgewonnenes Monstrum? Die letzten Tage des (alten) Münchner Hauptbahnhofs

In einem Jahr wird im Rahmen einer weitgehenden architektonischen Umgestaltung die Hälfte des Münchner Hauptbahnhofs abgerissen, in Kürze soll die Entscheidung zwischen den Entwürfen der Architekturbüros Auer & Weber und Gewers Kühn und Kühn fallen (leider alles Flash bzw. Frames, deshalb kein direkter Link zu den Entwürfen möglich).

Hauptbahnhof Muenchen

Es bleibt also noch ein bisschen Zeit, um Abschied vom gewohnten Anblick des Münchner Hauptbahnhofs zu nehmen. Man kann nicht gerade behaupten, dass die Verbindung von Funktionalität und Ästhektik bei dem heruntergekommenen 60er-Jahre-Bau sonderlich geglückt ist. Werden wir also alle froh sein, wenn der hässliche Klotz und Inbegriff architektonischer Bausünden von der Bildfläche verschwindet?

Wer sich näher mit dieser Frage beschäftigen möchte, dem sei Matthias Eberls Multimedia-Reportage über den Münchner Hauptbahnhof empfohlen. Jenseits aller Trends von Podcasting bis Vlog erarbeitet Eberl ein Konzept, mit dem er Text, Bild und Tondokumente zu einer innovativen Erzählform im Onlinejournalismus verbinden möchte:

Seit über zwei Jahren verfolge ich hartnäckig die Idee, ein neues Multimediaformat zu entwickeln, das die erzählerische Stärke des Wortes mit der sinnlichen Erfahrung von Bild und Ton kombiniert, ohne den Leser dabei auf eine Rezeptionsgeschwindigkeit festzulegen, wie es Film und Radioreportage tun.
(rufposten.de)

Hauptbahnhof Muenchen

Wer sich für den technischen Hintergrund der textbasierten Multimedia-Reportage interessiert, findet auf rufposten.de auch ein Tutorial zu dieser Technik, die im Rahmen einer Creative Commons Lizenz privat und auch kommerziell verwendet werden darf.

Weblink:
- Wenn er weg ist, wird er fehlen
- Textbasierte Multimedia-Reportage über den Münchner Hauptbahnhof
- Technisches Tutorial

Fotos: Matthias Eberl

Kommentare

Tobi Bauer am Fr., 10.03.2006 - 11:18

Ganz ehrlich? -- Monstrum ja, aber liebgewonnen...? Eher daran gewöhnt. So wie man sich an das Uni-Gebäude in der Schellingstraße gewöhnt. Oder an die Betonburgen im Olympiazentrum, etc... - Wäre der Stil von vor 50 Jahren noch unumschränkt erhalten, könnte man von einer Ikone der Neuzeit sprechen. Da aber alles vollgestellt, überbaut, rausgerissen, vervollständigt, teilerneuert wurde (geht ja auch nicht anders), bleibt nur ein unattraktiver Stilmix. Nicht Fisch, nicht Fleisch. -- Zeit für einen mutigen Neuanfang? - Oder wird der im Jahr 2056 auch unweigerlich "unzumutbar" werden?

Ursi Schmied am Fr., 10.03.2006 - 16:17

Von mir aus kann er auch dieses Jahr noch ganz weg, der überaus hässliche Hauptbahnhof. Wie hat es ein spanischer Freund mal gesagt? "Man denkt, man hat München bei der Zugfahrt verschlafen und kommt im Ostblock an; bis man merkt, es ist der Hauptbahnhof."

Bert am Mi., 22.03.2006 - 23:00

Ich stimme meinen Vorrednern zu. Wirklich vermissen kann man den nicht. Ich jedenfalls freue mich auf einen Neuen. Übrigens, der Leipziger Hauptbahnhof ist sehr hübsch, wenn sich das so auch in München nicht umsetzen lassen wird, da in Leipzig nicht abgerissen sondern liebevoll restauriert wurde.

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