Randale im Literaturhaus: Wiglaf Droste fliegt raus

Wiglaf Droste Wiglaf Droste ist am Sonntag aus dem Literaturhaus geworfen worden. Bei einer Lesung habe er sich - so das Haus - "beleidigend und boshaft" geäußert. Die Lesung wurde nach der Hälfte abgebrochen.

"Das wird wohl Drostes letzter Auftritt bei uns gewesen sein. Das tun wir unserem Publikum nicht mehr an", sagt die Sprecherin des Literaturhauses Marion Bösker der SZ.

Droste sollte gemeinsam mit dem Sternekoch Vincent Klink aus dem Buch "Weihnachten" lesen und nebenbei ein dreigängiges Menü zubereiten. Doch Klink war erkrankt. Droste inormierte darüber kurz vor Beginn der Lesung.

Auf der Veranstaltung las er dann ein bisschen aus dem Buch und sagte er könne dazu eine Geschichte über das Literaturhaus erzählen, "die ist ähnlich eklig". Zudem beschwerte er sich über den Leiter des Literaturhauses, Reinhard Wittmann, und dessen bayerischen Dialekt.

Nach der Pause erklärte die Literaturhaussprecherin daraufhin die Lesung für beendet.

Foto: Viborg/Wikipedia

Kommentare

Giovanni am Mi., 02.01.2008 - 14:22

Leider habe ich eine Lesung von Wiglaf Droste bisher verpaßt, dennoch einige seiner Publikationen in diversen Magazinen, bzw. Zeitungen gelesen. Er macht es seinen Lesern nicht leicht. Ich finde ihn sehr intelligent, und seine kompromißlose Art zu schreiben, verstört und irritiert.

Willi Winkler hat in der Wochenendbeilage der SZ vom 23./24.8.2003 den Dichter und Sänger Wiglaf Droste verglichen mit Kurt Tucholsky, der zu seiner Zeit an den damaligen Verhälnissen kein gutes Wort fand. Sicherlich geht auch Wiglaf Droste einiges auf, was schwer nur zu verknuspern ist, in einer Zeit, in der zwar viel gealbert und veralbert wird, aber doch angepaßt und mainstream so mancher Kritiker und Bühnendarsteller seinen Weg in die Sendeanstalten, Föhetons und anderweitig geht.

Ich werde ihn mir mal wieder aufs Nachttischchen legen.

Pan Fen am Sa., 02.02.2008 - 03:47

Es wundert mich angesichts dieser Meldung nicht, dass bei einer Lesung kürzlich in Kiel sogar der Superlativ von "dumm" Verwendung als Eigenschaft einer süddeutschten Großstadt fand.

cohu am Sa., 02.02.2008 - 11:02

Das schmerzt. Und so ein Urteil ausgerechnet aus Kiel, der anerkannten Welthauptstadt von Kosmopolitentum und Aufgeschlossenheit!

Pan Fen am So., 03.02.2008 - 21:19

Ganz so schmerzlich und unerwartet kann es ja nicht sein, der Begriff der "dummen Stadt" ist ja geläufig. Aber alles ist steigerungsfähig.

Satire selbst muss manchmal schmerzen. Rausschmiss Reaktionen von armen beleidigten Leberkäsen und Weisswürsten sind mE nicht die geeignete Antwort.

D.W. am Mi., 06.02.2008 - 01:35

Das Literaturhaus München ist wirklich das allerletzte! Da plustern sich die selbsternannten Pseudoliteraturpäpste vor den Autoren auf wie Hühner und haben eigentlich weder Ahnung von der Welt noch Geschmack was Literatur angeht!

Finde ich ehrlichgesagt sehr gut, dass denen einer Mal die Meinung geigt! Aber wie es scheint, will die werte Gesellschaft keine Kritik hören, ist ihnen wohl der Weihrauch zu Kopf gestiegen bei all der Selbstbeweihräucherung! Es ist wirklich so wie schon der alte griechische Philosoph Heraklit gesagt hat: "die meisten Menschen sind schlecht!".

cohu am Mi., 06.02.2008 - 11:23

Provokation braucht einen Provokateur - und einen, der sich provozieren lässt. Insofern dürfte Herr Droste doch sehr froh über das pampige Verhalten der Literaturhäusler sein, sonst wäre sein Giften ja vollkommen sinnlos gewesen. Es ist wirklich so wie schon der alte griechische Philosoph Heraklit gesagt hat: "Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze."

Pan Fen am Mo., 10.03.2008 - 22:52

"Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze."

Ob ein Rauswurf dafür die beste Methode darstellt, mag bezweifelt werden dürfen. Ferner sind nicht alle Gegensätze (z.B. schlau - dumm) es wert und würdig, harmonisiert zu werden ;-).

Beelzebub aus Berlin am Do., 13.03.2008 - 15:42

Zensur und Mundverbieten - der Argument-Ersatz für Hohlköpfe.

Bayerische Art wohl. Sieht so aus als hätte sich nicht allzu viel geändert, seit Tucholsky unter der Überschrift "Reisende, meidet Bayern" schrieb: "...denn man reist selbst in Afrika bequemer und gefahrloser als in Bayern – ganz abgesehen von der dort herrschenden Zivilisation."

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