Damit Sie nicht der Nächste sind! - Empörung über Wahlkampfplakat der CSU

"...damit Sie nicht der Nächste sind" CSU-Plakat Wie oft hat man diese Bilder in den vergangenen Tagen gesehen: Zwei Jugendliche treten im U-Bahnhof Arabellapark auf den am Boden liegenden Rentner ein. Nun bekommt man die Bilder auch noch auf Plakaten zu Gesicht.

Die CSU in Person von OB-Kandidat Josef Schmid hat heute Wahlkampfplakate mit den Prügelszenen vorgestellt. "Was zählt ist Münchens Sicherheit, keine Nachsicht mit den Gewalttätern" steht über dem Bild geschrieben. Das Opfer ist in Weiß skizziert, auf ihm steht: "Damit Sie nicht der Nächste sind!"

CSU-Wahlkampfplakat München Als "Tiefpunkt der politischen Kultur" bezeichnete Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) das Poster. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Helmut Schmid hat seinem Namensvetter J. Schmid sogleich einen offenen Brief geschrieben:

"Sehr geehrter Herr Schmid, ich wende mich heute in großer Sorge an Sie. (...)

Mit dem neuesten Wahlkampfplakat Ihrer Partei beschreiten Sie jedoch genau den entgegengesetzten Weg. Aus parteitaktischem Kalkül erwecken Sie mit primitivster Stimmungsmache und wider besseres Wissens den Eindruck, es gäbe im Münchner Rathaus irgend jemanden, der für Nachsicht mit Gewalttätern plädiere. Die CSU handelt unverantwortlich

Ihre Partei schürt damit in völlig verantwortungsloser Weise Ängste und schafft ein Klima der Unsicherheit in der Stadt. (...)

Auch in der heißen Phase eines Wahlkampfes dürfen die Regeln des demokratischen Anstands von demokratischen Parteien nicht gebrochen werden."

Seppi Schmid hat dem SPD-Fraktionsvorsitzenden sofort einen offenen Brief zurückgeschrieben:

"Wollen Sie den Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt die Realität vorenthalten? Soll im Wahlkampf nur über die Themen gesprochen werden dürfen, welche die Menschen nicht bewegen und nicht interessieren?"

Kommentare

Thorsten am Mi., 09.01.2008 - 21:47

Der Schuß wird für die CSU nach hinten losgehen. Wundert mich schon sehr, dass sie aus der Sache bei der letzten Kommunalwahl nix gelernt haben.

Victor am Do., 10.01.2008 - 09:23

Josef Schmid hat Recht, wenn er auf die Sicherheitsproblematik hinweist. Und die Münchner SPD, deren Wahlk(r)ampf eine Mischung von Halbwahheiten, Polemik und Täuschung darstellt, sollte sich nicht künstlich aufregen. Also Herr Schmid: Machen Sie weiter so, auch wenn die eröffentliche Meinung sie in den nächsten Tagen hart attakieren wird. Die schweigende Mehrheit steht hinter Ihnen!Daß er die besseren Argumente hat, hat Josef Schmid gestern beim TV-Duell eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

stef am Do., 10.01.2008 - 10:28

Die CSU setzt also wieder einmal auf die Ängste der Bürger durch dümmliche Panikmache. Dieses Plakat mit seiner Bild-Zeitung Ästhetik kann man doch nur abstoßend und widerwärtig finden. ...Mit Sicherheit KEIN gutes Gefühl, Seppi!

Denny am Do., 10.01.2008 - 10:40

@victor

Ich finde nicht, dass Schmid gestern die besseren Argumente hatte. Zu 80% reine Polemik, Panikmache, Ängste schüren. Zugegeben: auch Ude war sehr polemisch, so ist das nunmal bei einem TV-Duell, welches reinen Unterhaltungscharakter besitzt, da Wahlkampf.

Ich war auf dem Dreikönigstreffen letzten Sonntag in der Alten Kongresshalle, und was der Schmid da von sich gelassen hat entbehrt jeder Vernunft, seitdem ist der bei mir sowas von durch. Gestern im TV war er ja noch halbwegs sachlich.

Thorsten am Do., 10.01.2008 - 11:03

Ich versteh vor allem nicht was der Schmid damit bezwecken will. Er holt zwar vielleicht stimmen am rechten Rand und bei den erzkonservativen Wählern, verliert aber meiner Meinung durch diese Kampagne Wähler in der Mitte. So wird das nix mit dem OB.

Und im Ernst: Hat wirklich jemand Angst wenn er in München U-Bahn fährt? Werden die Vorfälle der letzten Wochen (so schlimm sie auch sind), nicht total überbewertet?
Dürfte ich da auch nicht mehr Autofahren oder über die Straße gehen, weil da viel mehr passiert?

cohu am Do., 10.01.2008 - 13:54

Ude. Damit Seppi nicht der Nächste wird.

(Dass demokratische Parteien "Anstandsregeln" befolgen müssen, ist mir allerdings neu. Gehört das auch zu den "deutschen Sitten"? ;-))

Freiheit am Do., 10.01.2008 - 17:25

Das wurde wohl in Koopertaion mit der Bild-Zeitung gefertigt... (und die, besteht "aus [...] Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht" [die Ärtzte])
Ich glaube was die CSU eigentlich sagen will ist "Nur De**en wählen CSU" - das ist zumindest was man als "normaler" aus dem Plakat liest.

Der Kalle am Do., 10.01.2008 - 17:30

Die aktuelle Gewaltdiskussion ist künstlich herbeigeführt und dient rein der Stimmungsmache zu Wahlkampfzwecken und zur Legitimierung von Überwachungsstaat und härteren Gesetzen.

Im Gegensatz zu Äußerungen von CDU/CSU-Politikern sind die Kriminalitätsraten bei Gewaltdelikten seit Ewigkeiten rückläufig; auch die Ausländerquote bei solchen Delikten ist nicht wesentlich höher als deren Bevölkerungsanteil (siehe heutiger Artikel der SZ).

Von daher habe ich keinerlei Verständnis für diese Stimmungsmache und Bevölkerungsverarsche.

Der Gruß, Kalle

Giovanni am Do., 10.01.2008 - 19:02

Mir kommt die politische Landschaft alldieweil vor, als geht es in ihr zu, wie in einer aufgeregten Kinderstube. Ich muß mich manchmal fernhalten von dem, was mir täglich an Informationen geboten wird. Was der Mensch heute mit katastrophalen Meldungen überschüttet wird, sprengt zumindest mein geistiges Aufnahmevermögen. Und verfolge ich die Auseinandersetzungen zu irgendeinem dringlichen Thema, dann sehe ich erhitzte Gemüter, in der Politik, in der Arbeit, auf der Straße.

Und meistens ist mir das alles zu laut.

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