Munich - der neue Spielberg-Film startet

Munich Spielberg-FilmSchlicht und einfach "Munich" hat Steven Spielberg seinen neuen Film getauft. Doch der Film hat heftige Debatten entfacht.

Spielberg hat das Olympiaattentat 1972 in München und dessen Folgen verfilmt. Die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September hatte am 5. September 1972 im Olympischen Dorf zwei israelitische Sportler erschossen. Neun weitere wurden als Geiseln genommen. Bei einem Befreiungsversuch am Flughafen Fürstenfeldbruck wurden alle Geiseln und ein Polizeibeamter getötet.

Kritiker werfen Spielberg vor, keine Interviews mit den Angehörigen der Geiseln geführt zu haben. Spielberg habe Israel an das Kino verraten, heißt es, weil er aus der Perspektive der Palästinenser berichtet. Er beantworte keine Fragen, sondern stifte nur noch mehr Verwirrung.

Da Spielberg seine Crew während des Drehs von der Außenwelt abschottete und keine Einzelheiten über den Film verriet, muss man auf ein endgültiges Urteil noch warten. Aus Münchner Sicht wäre es wohl wünschenswert gewesen, den Film anders zu benennen - vor allem weil der Großteil des Filmes gar nicht in München spielt. Am Ende heißt es bald nicht mehr im Ausland: "Oh, you're from Munich, where the Octoberfest takes place." Sondern: "Oh, like the Spielberg-Movie."

Morgen startet "Munich" in den USA, am 26. Januar läuft er dann in den deutschen Kinos an.

Kommentare

Oliver Arndt am So., 15.01.2006 - 13:26

Ich bin sehr gespannt. Im Jahre 1984 erschien -als deutsche Übersetzung der englischen Originalausgabe "An Eye for an Eye" von George Jonas- Die Rache ist unser. In diesem Buch wurden die Vorfälle in München und die nachfolgenden Aktivitäten des Israelischen Geheimkommandos interessant und halbdokumentarisch erzählt. Avners Sicht und auch die einzelner Charaktere waren hier im Vordergrund.
Mir hat das Buch sehr gefallen und ich hoffe nur, das der Film selber spannend wird und nicht nur einseitig erzählt wird oder gar im Zuge des Terrorismus-Wahns entstanden ist.

saltandvinegar am Mo., 23.01.2006 - 01:35

spielberg hin oder her:
den deutschen blogger stoert es immer, dass ausgerechnet ein juedischer staat in der lage ist, mit den moerdern seiner buerger, eben juden, abzurechnen und auch massnahmen ergreifen kann, seine buerger vor feigen terroristen zu schuetzen.
das eine diskussion ueber das toeten von menschen stattfindet, kann von niemandem als verrat an israel gewertet werden, ausser von denen, die israel gern des verrats an menschlichen werten bezichtigen.
der aufschrei derselben kritiker ueber den verrat an arabischen antisemiten, die sportler emorden, sich in bussen in die luft bomben oder in hochhaeuser mit flugzeugen fliegen, bleibt jedoch meist aus.

München-der-Film am Di., 24.01.2006 - 16:52

Der Film hält sich sehr zurück, was historische Genauigkeit und was politische Aussage angeht. Die Kritik, der Jude Spielberg hätte die eigene Sache verraten, scheint eher prophylaktisch - dass, wie im Film gezeigt, auch ein Geheimdienst-Killer ein Gewissen haben kann, ist der dramaturgische Kern und ganz sicher kein Verrat an Israel. Und auch, dass die palestinensischen Drahtzieher als Menschen und nicht als Monster gezeigt werden, ist der Handlung förderlich und keineswegs der Sympathie für den Terror an sich.