Die Bedeutung nackter Zahlen erschließt sich meist erst aus dem Zusammenhang: So ist das auch mit der Zahl 39. Für die bayerische SPD wären 39 Prozent bei den nächsten Landtagswahlen ein sensationelles Ergebnis, für die erfolgsverwöhnte CSU kommt bereits ein Unterschreiten der magischen 50%-Hürde einer mittleren Katastrophe gleich.
Was bedeutet es aber, wenn ein bayerischer Ministerpräsident nach Presseberichten nur noch 39 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung hat? Die CSU ließ natürlich sofort dementieren, Generalsekretär Söder beschwichtigte, man bewege sich wie gewohnt um die fünfzig Prozent. Nun ja, wer's glaubt, der mag denn selig werden.
Denn ohne einen ausgeprägten Glauben scheint Politik in Bayern ja gar nicht möglich zu sein, und der versetzt bekanntlich Berge. Also: Den strauchelnden Stoiber nicht unterschätzen, denn angeschlagene Boxer sind am gefährlichsten, erst recht, wenn sie sich gläubig geben. Ein Blick nach Amerika genügt: Auch dort konnte sich ein umstrittener Präsidenten-Cowboy dank "moral values" und einer fundamentalistischen Wählerschaft im Sattel halten.
Heute abend trifft Edmund Stoiber in der Münchner Residenz auf Floridas Gouverneur Jeb Bush. Vielleicht hat der ein paar Ratschläge für den bayerischen Ministerpräsidenten parat, denn sein Bruder George W. hat in der Wählergunst derzeit ein ähnliches Problem wie Stoiber: 39 Prozent.