Die Einweihung des jüdischen Museums am 22. März 2007 war ein voller Erfolg – sagt man. Überall erfuhr man vom "Grand Opening", dem historischen Moment der Münchner Nachkriegszeit.
Begab man sich nun an besagtem Donnerstag, von Neugierde aufgeheizt, an den St.-Jakobs-Platz, erfuhr man, dass das "Grand Opening" wohl nur für "Very Important People" der Münchner Gesellschaft stattfand.
Normalsterbliche durften also nicht dabei zusehen, wie Charlotte Knobloch und Bernhard Purin sich zwischen Humus und Kichererbsenbällchen verschanzten, während Christian Ude wohl versuchte, die Chefsache wieder in den Griff zu bekommen. Alles reine Spekulationen natürlich.
Nun gut. Beim zweiten Versuch kommt man dann doch auf die andere Seite der Glaswand, die Besucher mit einem herzhaftem "Grüß Gott" auffordert, einzutreten.
Und irgendwie ist man erleichtert. Erleichtert darüber, dass hier nicht nur Hitlers Nazideutschland Platz gefunden hat. Die Schoa ist zwar auch Thema, aber sie ist nicht Hauptthema, sondern integrierter Bestandteil. Ein Zeitstrahl zeigt an, dass es den ersten Münchner Juden schon im Jahr 1229 gab.
So bietet die Ausstellung "Stimmen_Orte_Zeiten" einen Querschnitt durch das jüdische Leben. Wie bei einem Brettspiel kann man beispielsweise auf einer Stadtplaninstallation spielerisch die jüdische Lebenswelt in München erkunden.
Auch gibt es rituelle, jüdische Geräte zum Anfassen, und man erfährt, warum an Schabbat eigentlich keine Glühbirne brennen sollte, oder, ach ja, was genau noch mal koscheres Essen auszeichnet. Wie so was schmeckt, kann man übrigens im Restaurant nebenan probieren.
Bevor man die Dauerausstellung verlässt, wundert sich der ein oder andere vielleicht noch kurz. Ein schwarz-weiß Comic ist da an die Wand gezeichnet. Bei genauerem Hinsehen erkennt man nicht etwa Snoopy oder Tweedy, sondern zwei amerikanische Juden, Sejde und Bernie.
Da Lachen in Deutschland schon an sich ein heikles Thema ist, aber Lachen und Judentum in Deutschland ein absolutes No-No sein könnte, hat man lieber den amerikanischen Comiczeichner der Jewish Week Jordan B. Gorfinkel gebeten, für das jüdische Museum etwas zu zeichnen.
Also endet die Dauerausstellung mit zehn Comicstrips. Eigentlich eine witzige Idee, durchaus mit ernsten Untertönen. So antwortet der aus München geflüchtete Jude Sejde auf die Frage, warum er nicht die Einladung fürs jüdische Museum annehmen würde: "I`m trying not to remember what everyone else must not forget."
Da hat man irgendwie Lust sich im Museumsshop noch ein Buch zu kaufen. Vielleicht eins über jüdischen Humor?