Eines der Merkmale des Epischen Theaters, der Methode, nach der Bertholt Brecht Stücke zu schreiben pflegte, ist die Verfremdung. Die Handlung wird in die Ferne verlegt; der Zuschauer soll dadurch distanziert das Geschehen betrachten und so intensiver darüber nachdenken können.
Gestern auf dem Festival der Filmhochschulen im Stadtmuseum hat man meinen können, genau diesen Aspekt beobachten zu können. Während in Emsdetten ein Junge Mitschüler verletzt hatte, konnte man kurz danach einen Film sehen, der in China spielte (allerdings nicht von einem Deutschen gedreht wurde, weshalb der Aspekt der Verfremdung nicht ganz zutrifft).
"Wasted" war der beste der sechs Kurzfilme, die gestern Nachmittag um 17:30 Uhr im Rahmen des Festivals gezeigt wurden. Der Regisseur Frank Hui Hok-man, einst selbst Lehrer, gibt unbeschönigt Verhältnisse an Chinas Schulen wieder, die überall auf der Welt stattfinden könnten: Schüler tyrannisieren ihre Mitschüler, bis dies in einer Katastrophe endet, die von den Lehrern weitgehend verschwiegen wird.
Auch die Kurzfilme "A Family Portrait" über den Umgang mit Sexualität in Familien und "Stella", ein Film von der Filmhochschule Potsdam über ein Mädchen, das für ihren Vater verantwortlich sein muss, konnten überzeugen.
Das Festival der Filmhochschulen geht noch bis zum Samstag, den 25. November. Immer um 15, 17:30, 20 und 22 Uhr starten Filmblöcke mit je sechs Kurzfilmen. Der Block mit "Wasted", "A Family Portrait" und "Stella" läuft erneut heute Abend um 22:30 Uhr.