Das Regiedebüt des Australiers Murali K. Thalluri ist ab 19. Juli täglich um 20 Uhr im "Neuen Arena" zu sehen.
Um 2:37 Uhr nachmittags wird an einer australischen Highschool der leblose Körper einer Schülerin entdeckt. Das Mädchen hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Ihr Blut sickert langsam unter dem Türspalt der Mädchentoiletten hervor.
Der junge Australier Murali K. Thalluri schöpft den Stoff für seinen ersten Film aus einem persönlichen Trauma. Der Selbstmord eines Schulfreundes, angekündigt auf einer Videobotschaft, schwere Depressionen und ein misslungener Selbstmordversuch gingen der Arbeit an 2:37 voraus.
Das Ergebnis ist ein fiktives Selbstmord-Dokudrama. Persönliche Gespräche mit Mitschülern des Opfers wechseln sich ab mit Szenen aus der unmittelbaren Vergangenheit. Es sind Wirklichkeitsausschnitte aus dem Leben der Schüler, aufgenommen an dem Tag, in den Stunden bevor der Selbstmord geschah. Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, fügen sich die Teile zu einem verstörenden Ganzen.
Was der Film zeigt ist eine Leistungsgesellschaft: Notendruck, Rivalität, Geltungsdrang und soziale Ausgrenzung bestimmen den Schulalltag. Doch jeder bleibt mit seinen Konflikten allein. Nur die Besten, Schönsten und Stärksten haben scheinbar die Chance auf ein Ticket auf der Sonnenseite des Lebens: „Wenn ich diese Schwachköpfe in meiner Klasse sehe, dann stelle mir immer vor, dass ich eines Tages einen dicken Benz fahren werde, während die mir einen Burger verkaufen, dass ist ein gutes Gefühl“, bekennt der 17jährige Markus. Auf Erfolg eingeschworen, verbissen, fast ein wenig bedrohlich.
Thalluris Figuren sind ausnahmslos seelisch oder körperlich angeschlagen. Das Manuskript bedient und variiert zahlreiche Außenseiterklischees: Da ist die Schönheitskönigin mit Essstörung, der Schwule, der nach dem Coming Out mit den Anfeindungen seiner Klassenkameraden zu kämpfen hat, der Inkontinente, der mit zwei unterschiedlich langen Beinen durch die Gänge humpelt, der Obermacho, der sich seine Homosexualität nicht eingestehen kann und der Strebertyp der regelmäßig seine kleine Schwester missbraucht.
All das schwärt hinter der Fassade von Wohlstand und Erfolg. Erst die Gespräche nach dem Selbstmord bringen die brutale Wirklichkeit ans Licht. Interessant dabei ist, wie das Opfer völlig aus dem Blickwinkel verschwindet. Jedes der einzeln verwobenen Schicksale, hätte für sich genommen Stoff für einen abendfüllenden Film liefern können.
Doch Thalluri bleibt an der Oberfläche. Er überfrachtet den Film mit Details, versagt jedoch seinen Figuren gleichzeitig die Tiefe, die nötig gewesen wäre, um Glaubhaftigkeit zu erzeugen. Schade. Denn als Autodidakt und Allrounder (Regie, Drehbuch, Schnitt) beweist Thalluri in zum Teil ein bemerkenswertes Gespür für Rhythmus und eindringliche Bilder.
2:37. Regie: Murali K. Thalluri. Produktion: M2 Entertainment. Kojo Pictures. Mit: Teresa Palmer, Frank Sweet, Sam Harris, Charles Braid, Joel Mackenzie. Filmstart 19. Juli 2007