"Ein Mond für die Beladenen" im Residenztheater

Jim und Josies Mondfahrt

Whisky und Witz, Zärtlichkeit und Sentimentalität: Die Premiere von O´Neills "Ein Mond für die Beladenen" im Münchner Staatsschauspiel glückte.

Das im Titel etwas euphemisierend übersetzte Stück von 1943 des 36er Nobelpreisträgers "Moon for the Misbegotten" hatte am Donnerstagabend seine gerne gesehene und außergewöhnlich bejubelte Premiere im Residenztheater.

Wie üblich in der Dorn-Familie traten die eindrucksvoll mit Mode Beladenen und sich dabei dann doch eher nicht abseits gestellt Fühlenden reichlich zum Foyer-Defilee an.

Das Stück hatte in den letzten Monaten schon Inszenierungen in Frankfurt, Mainz und bei den Ruhr-Festspielen erfahren. O´Neill als Meister auch der schönen und melodischen Titel (bekanntlich der von der Trauer tragenden Elektra über den toten Handlungsreisenden bis zum großen Gott Brown und kommenden Eismann) schuf eine dramatische Infrastruktur, die dort wie hier zu zerstören oder überwinden kaum gelingen kann.

Regisseur Thomas Langhoff war sich seiner Verantwortung bewusst, er jonglierte im wohlgestalteten Netz der Gegenzüge: Die Habenichtse an Gut und Liebe stehen dem Wohlhabenden mit der selbst zerstörten Persönlichkeit gegenüber.

Und er beließ es auch bei den für das Stück vorgegebenen bekannten Darstellungslinien für den Umgang miteinander von Whisky und Witz, Zärtlichkeit und Sentimentalität. In der ungewöhnlichsten Liebesszene der Weltliteratur war dann der Kopf des Trinkers in den Schoß gebettet und bei sexueller und persönlicher Impotenz folgte unausweichlich der dauerhafte Kater des Alltags in seiner sozialen Realität. Trotz Verzicht und Verzeihen: Erlösung ist da wohl nicht.

Wir konnten in der dann doch recht eindimensional-realistischen Inszenierung mit dem Akzent auf der Schauspielerführung sehen: Die von O´Neill psychologisch dramatisierte urwüchsige Welt Amerikas hat in ihrer Zerrissenheit auch uns längst erreicht.
Die Bühne zeigte das Geschehen vor einem deutlich amerikanischen Wall, stets zugleich das Traumbild der Szene im Wechselrahmen filmplakativ dargestellt. Der Mond wurde wohl zu Recht nicht gezeigt, auf dem Scheitelpunkt der Mondnacht gleißte escorial-schnaps-giftig-grünes Licht.

Anne Schudt, arg aufs irischstämmige Klischee getrimmt, häutete sich vom latzgehosten Schollentrampel zum Liebesschmetterling. Dem so eindrucksvoll gelungenen langen Dialog der Liebesszene mit Jim hätte man ein da-capo zurufen wollen.

Michael von Au konnte seine eigene Eleganz glaubwürdig als die ehemalige des vermeintlichen Hoffnungsträgers Jim darstellen. Bei allem und vor allem dann im Verzicht ist diesem menschliche Größe geblieben.

Manfred Zapatka hatte erst jetzt seine persönliche Premiere auf dieser Bühne trotz vieler Münchner Jahre. Der karge Boden seiner Farm ist ihm ins Gesicht gefurcht. Seine Rolle ist jenseits der Promillegrenze so angelegt, dass auch ein so herausragender Schauspieler wie er kaum gegen die Charge ankämpfen kann.

Eine konzentrierte, innige Aufführung für den Sommerabend, die auch ohne Vollmond beeindruckt. Auf den nur scheinbar wohlgefälligen Trabanten lassen sich unsere Probleme bekanntlich nicht schießen, das Scheitern bleibt uns.

Kommentare

Monaco-Franze am Fr., 29.05.2009 - 14:43

Aha, ein rechter Scheißdreck war´s, altmodisch bis provinziell war´s, des war´s.

RamBam am Do., 18.06.2009 - 23:30

mb will sicher nur zeigen, was in Zukunft mit kritischen, unkonformen Stimmen passiert. Das Stoppschild ist halt noch nicht verfügbar. Aber keine Sorge, das kommt.

Monaco-Franze am Fr., 19.06.2009 - 17:28

Warum zensiert ihr mein Beitrag ned. A Frechheit is des, a recht a gscherde.