Hofbräuhaus, Ludwigstraße, Allianz Arena - München ist mehr als die altbekannten Sehenswürdigkeiten. In einer losen Serie möchten wir Orte und Plätze in München präsentieren, die man zwar nicht im Reiseführer findet, die aber nicht weniger interessant und charakteristisch für das Leben in unserer Stadt sind.
Der erste Ort in unserer Serie ist eigentlich ein Unort. Seine Geschichte beginnt in den Sechzigern oder Siebzigern, als die Verwendung nachweislich augenschädigender Farbkombinationen bei der innenarchitektonischen Gestaltung öffentlicher Gebäude als progressiv galt. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Münchner U-Bahnhöfe, doch einen Höhepunkt erreichte dieses Stilprinzip erst mit dem Bau des Unigebäudes für die Sprach- und Literaturwissenschaftler in der Schellingstraße Nummer 3.
Bereits von außen nicht unbedingt eine Augenweide, schlägt dem Eintretenden die unvergleichliche Tristesse einer farblichen Mixtur entgegen, deren Intention es wohl war, den Studenten hochgeistiger und nicht immer erfreulicher Dinge während seiner Seminar- und Vorlesungspausen fröhlich zu stimmen. Nun, irren ist menschlich und Vorwürfe wären hier fehl am Platz.
Für die Studiendauer von Studenten der Germanistik, Anglistik usw. hat die Gestaltung des Gebäudes zwei denkbare Auswirkungen:
a) der Student möchte möglichst wenig Zeit seines Lebens in so einer deprimierenden Umgebung verbringen und beschließt, sein Studium zügig zu Ende zu bringen.
b) der Student möchte möglichst wenig Zeit seines Lebens in so einer deprimierenden Umgebung verbringen und beschließt, möglichst wenig Zeit an der Uni zu verbringen und sich lieber den schönen Dingen des Studentendaseins zuzuwenden - mit den bekannten Folgen bezüglich der Studiendauer.
Nichtsdestotrotz soll es auch Personen geben, die der Atmosphäre in der Schellingstr. 3 durchaus auch Positives abgewinnen können. Das sind aber dann meistens dieselben Leute, denen das Schnitzel mit der braunen Soße in der Cafeteria schmeckt.
Kommentare
Super geschrieben, und auch
Super geschrieben, und auch gleich ein tolles und repräsentatives Foto dabei.
Ja, ja. Schelling 3. Wie sehr werde ich diese Hallen nach meinem baldigen Abschluss vermissen :(
Ach, der Abschluss. Magisterprüfung im 9. Semester, das geht. So deprimierend ist es da ja auch nicht. Es sei denn, man erwischt ein Seminar, das im Keller stattfindet...
PS: Menno, die Rechenaufgaben zum Kommentieren werden auch immer schwieriger. Denkt doch mal an die Geisteswissenschaftler!
das ist nichts gegen den kellerhörsaal im schweinebau. dort trifft das bereits draußen vorherrschende rosa auf terracotta, magenta und mintgrün (sofern ich das richtig in erinnerung habe)! während einer weniger interessanten veranstaltung habe mich gefragt, ob dies (angesichts der dort ansässigen pädagogen und psychologen) ein beispiel dafür ist, welch fatale auswirkungen kompromisse haben können. vielleicht durfte sich jedes institut eine farbe wünschen...