Egbert & Lilli

Ab jetzt immer unregelmäßig an dieser Stelle: Die drollige Kolumne über das Elsterpärchen Egbert & Lilli. 

Egbert & Lilli sind das drollige Elsterpärchen, das bei mir im Garten wohnt. Obwohl – drollig sind Egbert & Lilli nur auf den ersten Blick, wenn die Federn ihrer Schwingen im Sonnenlicht metallisch glänzen und die beiden munter über den Rasen vor meinem Fenster hoppeln. Aber sobald sie ihren Schnabel auf machen, um sich gegenseitig vor dem Rothaarigen zu warnen, der da am Fenster steht und glotzt, erkennt man ihren waren Charakter: Egbert & Lilli sind keck-keck-keck-keck.

Und da nur der frühe Vogel den Wurm fängt, sind sie auch Frühaufsteher. Selbst wenn ich um halb fünf Uhr morgens aufstehe, höre ich, wie Egbert schon munter mit Lilli plaudert: „kia kia kjä kik", was etwa so viel bedeutet wie: „Ach Lilli, das Leben ist kein Ponyhof, besonders, wenn man in dunklen Nacht Würmer und Insekten sucht!" Bevor Lilli antworten kann, wird eine Gardine zurückgezogen und plötzlich steht ein Einsneunzig-Rothaar in verdrehten Boxershorts am Fenster. „Keck-keck-keck!", rattert Lilli dann und flattert fast senkrecht in den Kirschbaum, um von dort auf mich herab zu schimpfen. Egbert guckt meistens kurz, macht zwei, drei Hopser vom Fenster weg und tut unbeeindruckt. Er guckt zu Lilli hoch, denkt „Was eine Memme" und stochert weiter im Gras umher. Lilli tut dann so, als sei sie nur so mal zum Chillen oder wegen des schönen Ausblicks auf den Kirschbaum geflogen, wetzt lässig ihren Schnabel an einem Ast und schüttelt ihr Federkleid.

Lange hält sie es aber nicht da oben aus, besonders nicht, wenn sie zusehen muss, wie Egbert still und heimlich, aber immer an der gleichen Stelle in den Rasen hackt. Lilli lässt sich nach unten gleiten, hält noch ein wenig den Abstand der Beleidigten, stirbt aber fast vor Neugier auf Egberts Fund. Der pickt, guckt kurz zu Lilli, dreht ihr den Rücken zu und pickt weiter. „Bis dass der Tod uns scheidet, von wegen, wenn der Knauser so weiter macht werde ich ihm noch wegverhungern. Und dann soll er mal sehen, wer ihm die Eier legt!".

Es ist Winter und Egbert hat weder Sex noch Nachwuchs im Sinn. Er stochert weiter nach seinem Wurm. Ein Ende guckt schon raus. Der Boden ist hart und frostig, einfach nur Ziehen würde zum Zerreißen und dazu führen, dass Egbert nur mit dem Wurmarsch abgespeist werden würde. „Und Du verdrückst Dich wieder in Dein Loch, um Dir einen neuen Arsch wachsen zu lassen, nee, nicht mit mir Freundchen!", keckert Egbert leise und pickt das Erdreich um den Wurm weg.

Lilli nähert sich klammheimlich. Immer wenn Egbert zu ihr rüber guckt, stochert sie wahllos im Rasen herum oder streicht sich die Federn glatt.

Egbert hämmert was das Zeug hält. „Was gäbe ich jetzt für den Schädel-Stoßdämpfer von Kollege Specht!", denkt er doch da hat er den Wurm schon zu fast draußen. Behutsam klemmt er dessen Arsch zwischen seinen Schnabel und zieht. Der Wurm spannt sich, wird länger und dünner, länger und dünner - bis er Egbert ins Gesicht flatscht. Lilli kann’s nicht mehr halten, keckert los und hopst den letzten Meter zu Egbert. Der fliegt in den Kirschbaum und verschlingt den Wurm.

Lilli guckt erst in das leere Wurmloch, dann zu dem Rothaarigen am Fenster und keckert: „Keck was glotzte keck denn so keck?!"