To the top?
Der TSV 1860 München ist alles andere als ein gewöhnlicher Verein - auch an diesem grauen Winter-Montag. Nach der offiziellen Präsentation des neuen Trainers Vitor Pereira (ein "Hochkaräter", wie überall geschrieben steht), lud Investor Hasan Ismaik "alle Fans" zu einem Mittagessen ins Hacker-Pschorr-Bräu an der Theresienwiese ein. There ain't no such thing as a free lunch.
Einige, aber längst nicht alle Plätze waren besetzt. Aufgrund der Tabellensituation war offenbar nicht allen Fans zum Feiern zumute. Am Buffet türmten sich vor Fett triefende Käsespätzle, riesige Bratwürste und Salat. Ein Kellner sauste mit Bier, Spezi und Apfelschorle in Plastikbechern durch die Reihen.
Als Ismaik, Pereira, Präsident Peter Cassalette und der grimmig schauende Geschäftsführer Anthony Power schließlich mit einger Verspätung einmarschierten, erhoben sich die weiß-blauen Anhänger. Sekundenlang wurde geklatscht, minutenlang Selfies mit Investor und Trainer geschossen.
Aus den Boxen dröhnte eine auf Sechzig umgedichtete Version von "Go West". Merkwürdig, schließlich wollen die Löwen, insbesondere Ismaik, gar nicht in den Westen, sondern zum Stadionbau in den Münchner Osten und insbesondere in eine Richtung: nach oben!
Cassalette sprach von einer Empore zu den Fans, vielmehr schrie er, denn ein Mikrophon gab es nicht: Pereira werde den Verein in die 1. Liga führen. Versprechen kosten schließlich nichts. Und das Gratis-Essen für die Anhänger habe Ismaik gezahlt, erwähnte der investorfreundliche Präsident langatmig.
Dann zitierte er Trainer Pereira zu sich. Der nahm den Mund recht voll (später verzehrte er auch noch eine Breze): "We go to the top!", rief er. Da er aber nicht nur Jubel sondern auch vereinzelt skeptisches Brummen an den Tischen vernahm - "Des hom's bis iatz alle g'sagt..." - , wiederholte er es noch einmal: "To the top!" Ganz nach oben.
Wenn es so geschmeckt hat wie der Trupp Fußball spielt, sollte man auch einen Frei-Lunch meiden.