Alle wollen zur Einheit

Die MVG bereitete sich akribisch vor. Wann muss der U-Bahnhof Universität abgeriegelt werden? Reicht ein 2,5-Minuten-Takt bei der U3/6, um ein Verkehrschaos zu verhindern? Am Ende ging alles weitgehend glatt, die Uni wurde sogar überhaupt nicht abgeriegelt. Und das obwohl hunderttausende Münchner zur Ludwigsstraße strömten, um den Tag der Einheit zu feiern.

Die Politiker schotteten sich für den offiziellen Teil natürlich weitgehend von der Öffentlichkeit ab. Angela Merkel, Joachim Gauck & Co. bekamen die Münchner nur zu Gesicht, als diese von der Kirche St. Michael durch die Fußgängerzone zur Staatsoper spazierten.

Impressionen vom Tag der Deutschen Einheit gibt es in unserer Bildergalerie.

Rund um den Festakt gab es aber zahlreiche Feiern für die Bürger. Die Ludwigsstraße verwandelte sich zwischen Odeonsplatz und Siegesstor in eine Ländermeile. Die Bundesländer präsentierten sich an Ständen. Dort gab es allerhand Prospekte und Klischées. Beim Berliner Stand wurde Currywurst mit Strippe und Pils serviert, beim Thüringer Stand Thüringer Rostbratwurst, beim Stand von Sachsen-Anhalt Harzer Käse, beim Wolfsburger Stand Autos und beim Hamburger Hafenfeeling und deutschsprachige Indie-Musik.

Interessanter waren die Zelte im Hofgarten. Im Zelt des Bundesrats präsentierte sich ein gut gelaunter Kurt Beck, wenige Tage, nachdem er seinen Rückzug als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz bekanntgegeben hatte. Oder ein Horst Seehofer und ein Winfried Kretschmann, die dermaßen mit einander scherzten, dass man denken konnte, sie wären in der gleichen Partei. Und Bundestagspräsident Norbert Lammert wählte auf einer Bühne im Hofgarten noch einmal ähnlich bewegende Worte wie zuvor beim offiziellen Festakt an der Oper. "Was in diesem Land seit 1989 geschehen ist, ist eine gewaltige historische Leistung", sagt er. "Diese wird außerhalb des Landes viel stärker wahrgenommen als in Deutschland." Fest steht: Auch die Einheitsfeier in München war ein Erfolg - nicht zuletzt natürlich dank des tollen Wetters.