Fraunhofer Schoppenstube

Wenn der Ude mit der Gerti

Zum allerersten Mal ist Oberbürgermeister Christian Ude in die Fraunhofer Schoppenstube gekommen. Doch das Lokal vor dem Aus retten - das kann auch er nicht.
Ude und Wachtveitl am Dienstag in der Schoppenstube (Handyfoto: muenchenblogger)
Ude und Wachtveitl am Dienstag in der Schoppenstube (Handyfoto: muenchenblogger)

Um ihn herum tobt das Leben. Gerti ruft: "Wehe, einer singt nicht mit!" Gläser klirren. Das Lokal schunkelt: "Ein kleiner grüner Kaktus, steht draußen am Balkon, hollari, hollari, hollaro!"

Doch Oberbürgermeister Christian Ude sitzt steif auf seinem Stuhl vor der Theke, fast regungslos, er starrt in sein Weißbierglas. "In was habe ich mich da reingeritten" - ob er so etwas gerade denkt?

Ude ist am Dienstagabend in die Fraunhofer Schopenstube gekommen, die vom Aus bedroht ist. Die Hoffnungen von Wirtin Gerti und den Gästen waren natürlich hoch: Kann der OB womöglich die Kündigung verhindern? Die Hoffnung von Ude war wohl auch groß: Bringt mir das ein paar neue Sympathiepunkte beim Wahlvolk?

Doch irgendwie passt das nicht so recht. Der Politiker in beigen Jacket in dem griabigen Lokal. Zwei Welten prallen aufeinander.

Und dann hebt Ude, der zum allerersten Mal hier ist, an, um ein paar Worte zu sagen. Geschickt sind sie gewählt, aber nicht überall im Lokal kommen sie gut an. Es sind keine Heilsversprechen.

Er sei gekommen, da er von allen Seiten bedrängt wurde (von Polizisten, Journalisten, Familienmitgliedern und Udo Wachtveitl), sich das Lokal einmal anzuschauen: "Diese Stimmung, die so einzigartig ist, dass man sie nicht beschreiben kann." Das Motiv Wahlkampf versucht er mit dieser Taktik also zu entkräften.

Dann kommt Ude zum "ernsten Teil". Auch er könne nicht einfach so dafür sorgen, dass die Schoppenstube erhalten bleibt. Er weckt sogar Verständnis für die Vermieter. Sie seien schließlich keine Immobilienhaie. Und er rät Gerti, auch die Option eines Umzugs in Betracht zu ziehen. Bei der Verlegung der Schwabinger 7 "fünf Häuser weiter", habe dies schließlich auch geklappt.

Dann nimmt Ude noch einen Schluck Bier. Und die Fraunhofer Schoppenstube ist immer noch nicht gerettet.

Kommentare

Mark am Mi., 25.07.2012 - 19:00

Was tut er Ude eigentlich den ganzen Tag als OB? Nebenan im "The Seven" kostet der qm der billigsten Löcher mittlerweile 6000 Euro, die Innenstadt mutiert zur Schicki-Meile, ein altes Lokal nach dem anderen macht dicht. Wo ist da eigentlich die Kommunalpolitik, Herr Ude? Was wurde getan, um die Mittel- bis Unterschicht chancengleich in der Innenstadt zu halten? Offensichtlich gar nichts.
Es graut mir jedesmal, wenn ich mal wieder durch das Viertel streife, in dem ich aufgewachsen bin. Ich wünsche den neuen Anwohnern jedenfalls, das sie vor Langeweile zwischen ihren BubbleTea-Läden, Boutiquen und Edelfriseuren krepieren.

Hans am Do., 26.07.2012 - 15:46

Exakt so ist es! Kann nur zustimmen. Schämen Sie sich, Herr Ude!

BUNDESPOPEL am Fr., 27.07.2012 - 20:31

Sechs Monate Fristverlängerung für Gerti´s einmalige Schoppenstube.
Das berichtete heute ein Münchner Lokalradio.

Guad is. Jetzt sollte noch mehr erreicht werden können....

mao am So., 29.07.2012 - 18:58

ah, der sonnenkönig hatte seinen großen auftritt. die schwabinger 7 war noch eine "saufkneipe", die man nicht hochstilisieren sollte. macht natürlich schon einen unterschied, ob sich der wachtveitl die kante gibt oder eben so ein säufer in der 7.
und jede wette: diese sechs monate verlängerung passen den vermietern und neuen mietern gerade in den kram, so aus projekt-technischen gründen. das wusste der sonnenkönig dann auch schon vorher.

MUC am Di., 31.07.2012 - 12:44

Ude, Du verlogener Pharisäer! Der zuagroasten Schickeria Tür und Tor öffnen, auf grenzenloses Wachstum setzen und München so zu einem langweiligen, beliebigen Millionendorf ohne Ecken und Kanten verkommen zu lassen - das geht alles auf Deine Rechnung. Und dann die Frechheit besitzen sich in's Schoppenstüberl zu setzen und den Retter zu geben! Bei der nächsten Wahlen gibt's hoffentlich die Quittung für Dich und Deine Nachfolger!!

Huberferdl am Mi., 01.08.2012 - 10:11

Schon wahr, MUC, die zugroaste Schickeria braucht keine Gerti und kein Schoppenstüberl. Aber Ude braucht Wähler, und die rekrutiert er leichter bei den Preisn wie bei die Hiesigen wo alles automatisch CSU wählen geht. Das bei Gerdi war proforma, bringen tuts eh nix.

mao am Mi., 01.08.2012 - 12:26

in erster linie braucht der ude den aiwanger - ohne den geht gar nichts. und dass sich der über eine preissnfreundliche politik freut, glaub ich eher nicht

Huberferdl am Mi., 01.08.2012 - 14:02

Den Aiwanger würde er brauchen, dazu die Grünen und die Piraten aber wer braucht dann diesen Stoderer als MP? Ude ist sein Lebtag nie aus München rauskommen, der weiß doch garned wo Mittelfranken oder das Allgäu liegt.

Zico am Do., 02.08.2012 - 10:13

Wo das Allgäu liegt weiss er. Schliesslich wurde er im Jahre 2000 in Lindenberg im Allgäu mit dem Sozialistenhut ausgezeichnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistenhut_%28Preis%29

Huberferdl am Do., 02.08.2012 - 11:59

Radler, du brauchst das ned wissen, passt schon. Wer aber - so wie der Ude - nächstes Jahr den Ministerpräsident machen möchte, sollte sich bissi auskennen. Zumindest kennt er Lindenberg.

preiss am Fr., 10.08.2012 - 15:16

bin ein preuße und ein zugereister, aber dennoch unterstütze ich die kneipenkultur. ist wohl eher eine frage von raffgier und gelebter tradition als preiss und ureinwohner.