Ronny Zeller, 29, hat im Oktober eine Praxis für Hundephysiotherapie eröffnet. Muenchenblogger sprach mit ihm darüber, wie man auf so eine Idee kommt und warum auch Hunde Wellness machen sollen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, die Praxis für Hundephysiotherapie zu eröffnen?
Ronny Zeller: Eines Sommers habe ich als Studentenjob eine internette Verkaufsseite zum Thema Schäferhund betextet. Bei der Recherche kam ich darauf, dass diese Rasse häufig an so genannter Hüftgelenkdysplasie leidet - das gibts beim Menschen auch. Die Babys müssen dann diese unanagenehmen Spreizhosen tragen - und dass in diesen Fällen, also den Hunde-Fällen, Hundephysiotherapie zu überlegen sei.
Plötzlich habe ich zum Thema "Wie werde ich Hundephysiotherapeut?" recherchiert. Ich fand eine Ausbildungsstätte, gab mir ein paar Tage Zeit zum Nachdenken. Und mir ist partout kein Grund dagegen eingefallen, mich für die Zeit nach meinem Studium anzumelden. Gut, dass ich die Nummer mit der Kommunikationswissenschaft tatsächlich geschafft habe - es wurde nämlich ganz schön eng mit einigem professoralem Gegenwind. Vielleicht war ich aber schon zu verliebt in das nächste Lernprojekt - meine Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten.
Warum ausgerechnet Hunde?
Es gibt ja Pferdephysiotherapie, die sich schon länger etabliert hat. Aber ich habe wahrscheinlich zu wenig "Wendy" gelesen, denn ich kann mit diesen riesigen Tieren erdenklich wenig anfangen. Katzen sind kaum therapierbar, und so war ich froh, dass der Ausblidungslehrgang "nur" auf Hundephysiotherapie ausgelegt war und nicht auf Tierphysiotherapie allgemein. Ich finde Hunde ganz gut, bin aber nicht der Typ gnadenloser Hundenarr. Meine Spinnereien behalte ich für mich und meine Mitmenschen, die projiziere ich nicht auf so ein armes Tier.
Hast du selber einen Hund?
Leider nein, weil es mir bisher nicht möglich war, den Hund für meinen Geschmack artgerecht genug zu halten. Auf Kompromisse in der Hundehaltung habe ich keine Lust. Aber ein Kinderarzt muss ja auch nicht unbedingt eigene Kinder haben, um sein Handwerk zu beherrschen.
Was ist deine Lieblingsrasse?
Der Curly Coated Retriever. In Deutschland sehr selten, in England häufiger und dort für die Wasservogeljagd gezüchtet.
Wann soll ein Herrchen mit seinem Hund zu dir kommen?
Wann immer er seinem Hund ein Mehr an körperlichem Wohl gönnen will. Meistens kommen jedoch Frauchen und dann sind die Hunde auch mehr oder weniger krank oder eingeschränkt an Muskeln, Gelenken, Bändern und Sehnen. Von leichter Arthose im Gelenk bis hin zur schweren Lähmung ab Brustwirbelsäule kommt alles vor.
Möglich wäre auch, dass der Hund eine Wohlfühlbehandlung bekommt, wofür er nicht unbedingt eine Beschwerde am Bewegunsgsapparat mitbringen muss. Jene Wellness habe ich vor Weihnachten als Geschenkidee ins Gespräch gebracht - hat aber nicht wirklich gezündet, weil die meisten Leute offenbar doch lieber langweilige Bildbände verschenken.
Zurück zur Frage: Also spätestens bei körperlichen Beschwerde des Hundes, ob durch ein orthopädisches Problem, einen Unfall oder altersbedingt hervorgerufen: Hundephysiotherapie hilft!
Wie muss man sich als Herrchen einen ersten Praxisbesuch vorstellen?
Der erste Besuch dient dem Beschnuppern von allen drei Beteiligten: Kunde Mensch, Patient Hund und Therapeut ich. Der erste Termin wird vor allem dafür verwendet, den Hund als Patienten aufzunehmen. Er wird beobachtet, bewegt, manchmal auch mit Gelenkwinkelmessung. Der Besitzer wird ausführlich befragt und gemeinsam mit ihm werden Nah- und Fernziele bestimmt, also wann sich was beim Hund je nach Ausgangslage und tierärztlichem Befund verbessern soll.
Der Hund bekommt eine erste Massage, die neben dem therapeutischen Sinn auch den Zweck erfüllt, den Hund langsam an die Behandlung heranzuführen. Denn das Schwierige ist manchmal, den Hund als Freiwilligen bei Laune zu halten. Unter Zwang oder bei Angst funktioniert nämlich keine Hundephysiotherapie.
Was erhoffst du dir für die Zukunft?
Der Kopf sagt: Eine florierende Praxis, die endlich auch mal auch etwas abwerfen darf. Das Herz sagt: zauberhafte Hunde mit den passenden Besitzerinnen und Besitzern.
Mehr Infos unter www.hundephysiotherapeut.de
Fotos: Christoph Kellermann