Was macht eigentlich... die Bayernpartei?!

Im Wahlkampftrubel und Hickhack der großen Parteien führen sie ein Schattendasein: Die kleinen Parteien, in den Statistiken besser bekannt als "Sonstige". Auch wenn man bei einigen dieser Parteien froh sein kann, dass sie aufgrund der 5%-Hürde keine entscheidende Rolle in der Tagespolitik spielen, haben sie meist einen wesentlich höheren Unterhaltungswert als CDU, SPD und Co. Auch in Bayern gibt es ein solches Juwel in der Parteienlandschaft: Die Separatisten von der Bayernpartei.

Nun genießt Bayern zwar bereits die Freistaatlichkeit und genehmigt sich in vielen Belangen bekanntlich die ein oder andere Extrawurst, doch das geht der Bayernpartei noch lange nicht weit genug. Oberstes Ziel ist seit jeher die Eigenstaatlichkeit Bayerns, also die konsequente Loslösung von der Bundesrepublik Deutschland. "Wenn schon sparen, dann aber richtig: Sparen Sie sich Berlin!" heißt es im aktuellen Wahlslogan der Partei. Wer also einen bayerischen Pass möchte, der weiß, wohin er am Wahlsonntag sein Kreuzchen macht.

Dass das mit der Eigenstaatlichkeit aber nicht so einfach geht, ist natürlich auch den Leuten von der Bayernpartei klar. Ein Interview mit dem damaligen Generalsekretär und heutigen Vorsitzenden Andreas Settele aus dem letzten Bundestags-Wahlkampf beweist, dass man den Blick für die Realität noch nicht ganz verloren hat:

Aber wenn Ihr Ziel die Eigentstaatlichkeit Bayerns ist, wieso würden Sie, sollten Sie einmal den Kanzler stellen, nicht als erstes die Unabhängigkeit beschließen und dann erklären: Eine bayerische Armee schicken wir nirgends mehr hin?

Unser Hauptziel ist sicherlich die Eigenstaatlichkeit. Das ist aber ein Schritt, der sich nicht innerhalb von vier oder sechs Wochen bewerkstelligen lässt. Auch nicht mit einem bayerischen Bundeskanzler. Da muss man sicherlich mehr Vorarbeit leisten und langfristig darauf hin arbeiten.
(Quelle: Jungle World 06/2002)

Bei den derzeitigen Umfrageergebnissen dürfte die Vision eines bayerischen Bundeskanzlers, der dann den Ausstieg Bayerns aus der Bundesrepublik vorbereitet, relativ unwahrscheinlich sein. Die großen Zeiten der Bayernpartei sind eindeutig vorbei.

Doch das war nicht immer so. In den Nachkriegsjahren galt die Bayernpartei mit 20% der Stimmen in Bayern als ernstzunehmende Konkurrenz für die CSU und war sogar im Bundestag vertreten. Das änderte sich erst, als es der CSU gelang, die Bayernpartei im Zuge der sog. "Spielbankenaffäre" auszutricksen und einige BP-Politiker wegen Meineid ins Gefängnis mussten. Aus der Traum von der Eigenstaatlichkeit Bayerns. Die von der CSU waren halt schon immer recht raffiniert.

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