Literarischer Abstiegskampf
Was herauskommt, wenn Fußballer sich plötzlich einbilden, auch Bücher schreiben zu wollen, sieht man am Beispiel Stefan Effenberg oder Uwe Seeler. Nämlich nichts. Ein wenig anders hat das jedoch Nationalkapitän Philipp Lahm gemacht. Sein Buch "Der feine Unterschied - Wie man heute Spitzenfußballer wird", ist durchaus interessant zu lesen, bietet neue Einblicke in den Profifußball und hat für Aufregung gesorgt, da Lahm darin ehemalige Trainer recht harsch kritisiert. Lahm ist kein kopfloser Kicker, sondern durchaus auch ein Denker.
Viel versprochen haben sich die Zuschauer, die am Mittwochabend zu seiner Lesung ins ausverkaufte Volkstheater kamen, deswegen von der Veranstaltung. Doch sie werden enttäuscht. Dies liegt jedoch nicht an Lahm, sondern an seinem Begleiter auf der Bühne: Willy Astor.
Der bayerische Kabarettist hat einen Redeanteil von mindestens 75 Prozent, unterbricht Lahm immer wieder. Es ist er, der die Stellen aus dem Buch vorliest. Nicht der Fußballer. Er ist es, der einen Witz nach dem anderen reißt. Die nicht witzig sind. Astor begrüßt den Fußballer, der seine Karriere beim FT Gern begann, mit: "Ich begrüße Philipp Lahm FT Gern, sehr gern!" Später sagt er, als es um eine Verletzung geht: "Da muss man dann in die Rehha, gel?!"
Die beiden plaudern zwischendurch immer wieder auf der Bühne - doch der Zuschauer erfährt nicht mehr als in einem gewöhnlichen Sportinterview. Und dafür braucht er nur den Fernseher anschalten und muss nicht 14 Euro zahlen für den Besuch im Volkstheater.
Immerhin: Am Ende verteilt Lahm noch geduldig Autogramme - und dann darf auch er reden: "Rainer - mit ai oder ei?", "Theo mit Th?", "Hannah mit zwei n?"