Die bittere Wahrheit des Philipp L.

Mit einer Geldstrafe, "wie es sie in dieser Höhe beim FC Bayern München noch nicht gegeben hat", habe man Philipp Lahm wegen seines eigenmächtigen Interviews mit der Süddeutschen Zeitung belegt, ließ Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag per Pressemitteilung verbreiten.
Dieser Sanktionierungs-Automatismus war ein ebenso vorhersehbares wie hilfloses Signal des Bayern-Vorstands, der nicht zum ersten Mal durch autoritäre Maßnahmen von den eigenen Fehlern abzulenken versucht.
Vereinspolitisch mag Lahm einiges vorzuwerfen sein, doch mit seiner öffentlichen Kritik hat der als loyal und besonnen geltende Verteidiger endlich eine Diskussion ins Rollen gebracht, die zum Wohle des Vereins längst überfällig war.
Denn unter der Oberfläche der stets gegenwärtigen "Van Gaal raus!"- und vormals "Klinsmann raus!"-Parolen aus der Fankurve stecken tiefgreifende strukturelle Probleme, die sich im Laufe der Jahre an der Säbener Straße eingeschlichen haben.
Eine Mannschaft kann nicht funktionieren - so die Quintessenz von Lahms Analyse - wenn individuell starke Spieler ohne Rücksicht auf ihre Einbindung in ein übergreifendes System eingekauft werden.
Hier sollten sich Rummenigge, Hoeneß und Co. schleunigst an die eigene Nase fassen. Ob ihnen das öffentliche Eingestehen eigener Fehler allerdings möglich ist, darf bezweifelt werden.
Dabei lehrt doch gerade die jüngere bayerische Geschichte, wohin der falsche Umgang mit Kritik aus den eigenen Reihen führen kann. Was dem Stoiber seine Pauli, wird dem Hoeneß vielleicht sein Lahm? Franz Beckenbauer würde sagen: Schaun mer mal.
Kommentare
Lahm hat in allen Punkten
Lahm hat in allen Punkten Recht. Gut, dass ers veröffentlicht hat.
Aussagen von Hoeness wie "Philipp Lahm wird dieses Interview noch bereuen" sind hingegen lächerlich.
Spieler wie Lahm, die sich sehr um den Verein verdient gemacht haben, sollten wohl bei der Verpflichtung neuer Spieler mehr eingebunden werden.
Sehr gute Zusammenfassung und Kommentar!
Sehe ich ganz genauso.