Liberalitas Bavariae, hust, hust...

Aber was hat es mit der vielgepriesenen Liberalitas bavarieae eigentlich auf sich? Ist es gemäß dem Motto "Leben und leben lassen" zu verstehen, oder doch eher im Sinne der alten Volksweisheit "Bei uns hat jeder das Recht, sich der Meinung der Mehrheit anzuschließen"?
In Bayern wird dieser Interpretationsspielraum tradtionell in seiner ganzen Breite genutzt und so finden sich von Streibls "Münchner Kessel" bis hin zu Toleranzbekenntnissen à la "Lass eam doch sei Freid, wenn eam sonst scho koana mog" zahlreiche Beispiele für beide Richtungen des bayerischen Freiheitsgedankens.
Rauchen und rauchen lassen - mit dem Rauchverbot hat die Bayernpartei jedenfalls ein Thema für den Kommunalwahlkampf entdeckt, das von anderen Parteien bislang stiefmütterlich vernachlässigt wird. Kein Wunder, schließlich wird man das vom bayerischen Landtag verabschiedete Gesetz im Münchner Stadtrat kaum rückgängig machen können.
Doch die Bayernpartei hat eine Idee: Sie möchte das Gesetz durch schlichte Nichtverfolgung durch die kontrollierenden Organe quasi institutionell aufweichen, so heißt es auf der Homepage:
Die Umsetzung liegt bei den städtischen Behörden und wenn diese öfters mal ein Auge zudrücken, dann ist schon viel geholfen. Und wenn schon der Landtag die Raucher auf die Straße schickt, dann darf die Stadt nicht auch noch – wie bereits im Gespräch ist – Heizpilze, Pavillons und andere Annehmlichkeiten verbieten.
Eine sehr interessante Auslegung der Liberalitas Bavariae. Dann sollte das "ein Auge zudrücken" allerdings konsequenterweise auch aufs Schwarzfahren und Falschparken in Bayern ausgeweitet werden. Der zwinkernde U-Bahn-Kontrolleur wäre doch ein hervorragendes Sinnbild bayerischer Gastfreundschaft und das ideale Maskottchen für Olympia 2018. Münchens Gäste aus Preußen und aller Welt würden sich freuen.
Kommentare
Ich find es schön dass
Ich find es schön dass Raucher zumindest wieder eine Lobby haben. Wenn der Wirt nix dagegen hat, warum muss er dann seine Gäste zum rauchen trotzdem vor die Tür schicken!? Als Nichtraucher hat man auch ohne Rauchverbot genug Kneipen und Restaurants, in denen kein blauer Dunst herscht. Aber bei uns muss halt alles gesetzlich geregelt werden. Daran wird die BP auch nicht viel ändern können aber zumindest wär es ein Zeichen.
@Eddix: Dann zählt doch
@Eddix: Dann zählt doch bitte mal eine Reihe von Kneipen und Bars auf, in denen bereits vor dem allgemeinen Rauchverbot nicht geraucht werden durfte. Ich meine damit aber keine normalen Restaurants, sondern wirklich richtige Kneipen. Gab das da wirklich mehr als eine Handvoll? Als Nichtraucher hat man also entweder die Wahl, auf diese sehr wenigen Lokalitäten auszuweichen, den Qualm in den meisten anderen Kneipen einzuatmen und mit stinkenden Klamotten nach Hause zu gehen - oder gleich dort zu bleiben.
http://www.gastroguide-muench
http://www.gastroguide-muenchen.de/specials/bel_air_nichtraucher_lokale.htm
Die Liste stammt von 2005, also noch lange Zeit vor dem Rauchverbot. Was davon jetzt Kneipen und was Restaurants sind, erschließt sich allerdings nicht immer ganz.
@Mario: Ja, dann musst du
@Mario:
Ja, dann musst du halt zu Hause bleiben. Es kann nicht
sein, dass der Staat dem mündigen Bürger vorschreibt,
wo er zu rauchen hat und wo nicht.
Im Wirtshaus is der Wirt der Chef und sollte frei entscheiden
können ob bei ihm geraucht werden darf oder nicht.
Anders ist es bei dem Rauchverbot in amtlichen Dienststellen.
Hier werde ich schließlich gezwungen hinzugehen, also kann mir der Rauch auch nicht zugemutet werden, aber ansonsten... .
Das sollten die ganzen Verhaltensdiktatoren mal ins Gesicht gesagt bekommen. „Ihr benehmt euch wie Nazis, die waren auch wie ihr fanatische Nichtraucher.“ Denn es geht bei dieser mittlerweile aggressiven Schikanierung der Raucher offensichtlich nicht um die Volksgesundheit, sondern um einen massiven Eingriff in die Freiheitsrechte, um Kontrolle und Überwachung.
Eine sehr interessante Auslegung der Liberalitas Bavariae.
Wenn das Gesetz an sich schon dezidiert antiliberal ist, dann kann man wenigstens noch bei der Umsetzung das beste für die Betroffenen herausholen. Daß das nicht die beste Lösung ist, dürfte natürlich allen klar sein.
Der zwinkernde U-Bahn-Kontrolleur wäre doch ein hervorragendes Sinnbild bayerischer Gastfreundschaft und das ideale Maskottchen für Olympia 2018.
Wir werden das für unser nächstes Wahlprogramm in Erwägung ziehen...