Luxusprojekte in München

Die Gentrifizierungs-Map

München wird luxussaniert - ob in Giesing, Schwabing oder Pasing. Wo genau, das zeigt die Gentrifizierungs-Map.

Ob in der Feilitzschstraße in Schwabing, in Untergiesing oder an der Müllerstraße im Glockenbachviertel: München wandelt sich - und das nicht immer zum Guten. Wo vorher noch Altbauten standen, werden nun Luxusobjekte errichtet, ganze Viertel verändern so ihren Charme. Das Wort Gentrifizierung können inzwischen bereits Münchens Kindergartenkinder fehlerfrei aussprechen.

Doch die Münchner lassen sich dies nun nicht mehr bieten. Sie gehen auf die Straße, um ihren Unmut kund zu tun - wie zuletzt vor dem Abriss der Kultkneipe Schwabinger 7. Und sie gehen ins Netz. Auf dem Blog "Recht auf Stadt" haben die Betreiber eine Gentrifizierungs-Map für München angelegt.

Das Ziel: "Auf dieser Karte wollen wir Euch zeigen wo in München Luxusneubauten entstehen und welche Immobilien saniert werden. Bei all diesen Projekten handelt es sich um solche, die die Mietpreise der umliegenden Wohnungen massiv in die Höhe treiben und zum Teil den Wohnungsmarkt zugunsten von Eigentumswohnungen schließen."

So liest man beispielsweise über das The Seven in der Müllerstraße: "Mitten im Glockenbachviertel entsteht das Luxusprojekt "The Seven" welches neue Maßstäbe im Bereich der münchner Luxusimmobilien setzt." Oder über die Pasing Arcaden: "Die neuen Pasing Arcaden sind für viele ein Paradies - vor allem für Stadtplaner und Investoren! Nicht nur, dass die alte Gewerbestruktur langsam stirbt - auch kulturell wichtige Orte wie die Alte Kouvertfabrik fallen der Umstrukturierung zum Opfer."

Wer weitere Projekte dieser Art kennt, kann einfach eine Mail an rechtaufstadtmuc@yahoo.de schreiben.

Kommentare

Chris F. am Fr., 22.07.2011 - 17:55

Hallo liebe München-Blogger,

super, dass ihr diese Karte veröffentlicht - aber könnt ihr bitte die Mailadresse des Netzwerkes richtig schreiben ;)

Danke und auf bald!

Philipp am Fr., 22.07.2011 - 18:46

Das Rodenstockgelände Ehrengutstraße/Isartalstraße fehlt.

MünchenBlogger am Fr., 22.07.2011 - 18:52

@Chris: Danke, ist korrigiert.

Mapaed am Fr., 22.07.2011 - 20:01

Mei,
man kann das auch umgekehrt sehen - die alten Häuser machten die umgebenden Wohnungen unattraktiver und drückten damit die Mieten.
Aus Sicht der Hausbesitzer.

Dazu kommt auch noch dass so einige Häuser nicht nur "Luxus-" sondern auch energetisch sarniert wurden und werden.
Was ja aus Sicht des Klimaschutzes nicht unerheblich ist.

Dabei sind Mietsteigerungen ja erlaubt und auch nötig.

Frank am So., 24.07.2011 - 17:17

Danke an Münchenblogger, das er über die Zustände regelmäßig berichtet. Es ist hier leider wie in fast allen deutschen Grosstädten: Hauseigentümer, Investoren, Bauwirtschaft, Banken und die Stadt-Politik haben sich zu einer regelrechten Immobilien-Mafia zwecks Steigerung der Marktwerte zusammengeschlossen. Die Innenstadt verwandelt sich grad in einen Luxus-Slum für Besserverdienende :-(
Leute, wehrt euch!!!

Radler am Mo., 25.07.2011 - 09:15

Guter Gedanke, aber sehr viel basiert auf Annahmen und Schätzungen.

Außerdem geht mir das zwanghafte _Innen beim Lesen extrem auf den Geist!

Chris F. am Mo., 25.07.2011 - 09:41

Hallo,

@Radler: Viel basiert auf Schätzungen, da die meisten Unternehmen die Wohnungspreise nur auf Anfrage heraus geben.
Die meisten Quadratmeterpreise die in der Karte angegeben sind wurden allerdings auf den offiziellen Vertriebsseiten gefunden.

An sich macht es auch keinen Unterschied ob es sich hier um Schätzungen handelt oder nicht, Fakt ist leider, dass für diese Projekte bezahlbarer Mietraum zerstört wird oder sogar 3 Mietwohnungen zu einer Eigentumswohnung zusammengelegt werden.

Solche Projekte treiben jedenfalls den Mietpreis weiter nach oben, obwohl wir bundesweit eh schon Spitzenreiter sind. Sozialer Wohnbau könnte einer solchen Entwicklung entgegen wirken - doch das Bauvolumen von solchen Luxusquartieren übersteigt den des sozialen Wohnungsbau deutlich.

Das "_innen" ist notwendig und richtig!

Frau Nase_innen am Mo., 25.07.2011 - 21:58

...warum denn die agressiven roten Flammen_innen? Soll das ein Anreiz_innen sein, die Butzten_innen abzufackeln? Die Idee gut, aber die Umsetzungmir zu radikal!

Ayetho am Mo., 25.07.2011 - 23:01

Mir wird schlecht, wenn ich mir das selbstbeweihräuchernde und verdächtig einhellig begeisterte Presseecho beispielsweise für die neuen Thalkirchner Luxuswohnungen durchlese. Spätestens wenn ganz München zu dem Oberschichtghetto geworden ist, das seit Jahr und Tag herbeisaniert wird, werden die Leute vielleicht merken, dass dann das "urbane Leben", an dem man doch durch die große Glasfront seiner Loggia auf so wundervolle Weise teilnehmen kann und das die Wohnungen in der Stadt doch so unverwechslbar und begehrenswert macht, längst verschwunden sein wird. Nachhaltige Stadtplanung sieht anders aus, und diese Entwicklung geht geradewegs in die falsche Richtung.

Dorfkramer am Di., 26.07.2011 - 06:44

Das größte Gentrifizierungsprojekt ist die Neugestaltung der innerstädtischen Isar durch die Urbanauten und die Grünen.
Schicke Cafes, eine neue Radautobahn, "Stadtstrand", Party ohne Ende.

Würg.

Das Ganze geht von den Jungen aus, die Demonstranten der Sieben sind ja schon älter.
Die U30 Truppe bekommt von BMW und Konsorten so viel Kohle in den Hintern gepudert, dass genügend Nachfrage nach 10Riesenproqm+ besteht.

GuenterMuc am Di., 26.07.2011 - 08:13

Das Lustige an dem Plan ist, dass offensichtlich nahezu jedes Neubauprojekt in München mittlerweile zur bösen, bösen Gentrifizierung zählt.

Richtig abstrus wird es, wenn man sich die Projekte ansieht. Eine Auswahl.

Beispiel Jahn34: Herr Neuber, übrigens ein sehr netter Mensch, hat für seine Firma (Metallverarbeitung) in der Form keine Zukunft mehr gesehen. Deswegen wurden die Behelfsbauten aus der Nachkriegszeit abgerissen und seit einiger Zeit läuft der Neubau von Wohnungen. Diese sind, da Erbbaurecht, billiger als die sonstigen Angebote bei uns im Viertel.

Beispiel Town Residences: Hier wird behauptet, dass die Sanierung des Staatstheaters am Gärtnerplatz dazu dient, dass die Bewohner einen schöneren Ausblick haben. Die Möglichkeit, dass das Theatergebäude ein maroder Kasten ist, der, wenn man nichts macht, in absehbarer Zeit zusammenfällt, scheint man offensichtlich als unglaubwürdig auszuschließen.

Beispiel The Seven: Eine verrottende Industrieruine, die hochgradig mit Asbest und anderen Schadstoffen verseucht war und den Steuerzahler über Jahre hinweg nur Geld gekostet hat. Durch den Verkauf konnte die Stadt Geld verdienen, das zum Teil auch für den Bau von Sozialwohnungen auf der anderen Straßenseite verwendet wurde. Zwar hat auch sueddeutsche.de den Bau von Sozialwohnungen im Gärtnerplatzviertel kritisiert, da sie zum Niedergang des Viertels beitragen würden, aber meiner Meinung nach, war das Geschäft nicht so schlecht.

Radler am Di., 26.07.2011 - 13:27

@Chris:
Die Aussage, dass mit den Projekten grundsätzlich alter, preiswerter Mietraum zerstört wird ist einfach falsch. Bei einigen Projekten gab es eben vorher keine Wohnungen.
Diese Verallgemeinerungen machen das ganze in meinen Augen zweifelhaft.

Wegen des politisch überkorrekten "_innen": Sollen sie halt nur die weibliche Form verwenden - davon bekommt man wenigsten keinen Augenkrebs!

Chris F. am Di., 26.07.2011 - 14:33

@Radler:
Eine grundsätzliche Aussage dieser Art ist, vorallem bei Neubauprojekten, definitiv falsch - entschuldigen Sie bitte wenn es ankam. Trotzdem trifft meine Aussage bei vielen Projekten und Sanierungen zu.

Die "poltisch überkorrekte" Form des Genders ist Konsens und wird daher weiterhin so verwendet. Wir nehmen lieber Rücksicht auf Menschen die sich nicht in gesellschaftlich festgeschriebenen Geschlechterrollen wiederfinden, als auf die Lesbarkeit.

@GuenterMuc:
Es sei nur kurz angemerkt, dass die "Nettigkeit" von Menschen keine Kategorie ist, in der Gentrifizierungsprozesse betrachtet werden sollten.

Eine weitere Diskussion über die Projekte und ihre Rolle in der Gentrifizierung werde ich an dieser Stelle nicht führen.
Gerne können Sie die Karte auf unserer Homepage kommentieren, damit das gesamte Netzwerk die Möglichkeit hat sich dazu zu äußern.

Sophie Be. am Do., 11.08.2011 - 11:02

"...Form des Genders ist Konsens und wird daher weiterhin so verwendet. Wir nehmen lieber Rücksicht auf Menschen die sich nicht in gesellschaftlich festgeschriebenen Geschlechterrollen wiederfinden..."
Hä? Mit gesellschaftlich festgeschriebenen Geschlechterrollen sind vermutlich die reaktionären Rollen Mann und Frau gemeint. Genau die beiden stecken doch in XYZ_innen.
Was ist nun mit den progressiven Geschlechterrollen? Hallo? Transgender? Hallo? Und wer sich nun entschieden hat, gar keine Rolle anzunehmen?
Mein Vorschlag, um auch diese Menschen abzuholen:
XYZ_t_innen schliesst Transgender mit ein.
XYZ(_t_innen) schliesst Transgender mit ein, lässt aber offen, ob mensch sich überhaupt in ein Rollenkorsett zwängen lässt.

Mel am Do., 10.11.2011 - 00:53

Na z.B. kommenden Samstag:
www.echte-demokratie-jetzt-muenchen.de

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