Reibach und Krach in der Heiligen Nacht

Alle Jahre wieder kommt das Weihnachtsfest - und so könnte man meinen, die Menschen haben bei den Feierlichkeiten inzwischen ein wenig Übung. Doch mitnichten. Soll es Karpfen geben oder einfach nur Würste mit Kartoffelsalat? Bei den Eltern oder gar den Schwiegereltern feiern oder lieber alleine mit dem Partner? Am Nachmittag in die Kirche oder schon einmal den ersten Schluck Wein? Später auf dem Sofa sitzen bleiben oder ausgehen?
Für diejenigen, die sich für die letzte Option entscheiden, gehen die Probleme erst richtig los. Denn die Münchner Nachtleben-Industrie rechnet mittlerweile damit, einen großen Anteil vom gerade eingesteckten Weihnachtsgeld der jungen Münchner zu ergattern. Zahlreiche Bars und Clubs haben am 24. Dezember geöffnet. Die stille Nacht ist eine sehr laute geworden.
Das Atomic Café lädt zum "Rock'n'Roll X-Mas". Im Valentin Stüberl im Dreimühlenviertel heißt es "Ihr Kinderlein kommet". Im Crux wird R’n’B aufgelegt zum vielversprechenden Motto "Doin' It On Christmas". "Holy Sh…! What a night!" heißt die Electro-Party in der Blumenbar. "White Christmas" die im P1 - ob es da wirklich Schnee gibt? Der Club Chaca Chaca mutet seinem Gast-DJ sogar den Weihnachtsverkehr zu und lässt Argenis Brito, der Techno mit südamerikanischen Rhythmen mischt, aus Berlin anreisen. Da wäre auch noch das Holy Home im Glockenbachviertel - wird es dort so weihnachtlich zugehen, wie der Name der Bar vermuten lässt?
Auch Hans Söllner kommt in diesem Jahr wieder auf die Erde nieder, wo seine Fans sind. Statt "Oh Tannenbaum" wird der bissige bayerische Liedermacher bei seinem traditionellen Konzert in der Muffathalle ganz und gar unweihnachtlich vom "Marihuanabam" seines Vaters singen. Ganz zur Freude seiner Anhänger, die sich bestimmt nicht erst unterm Baum entschieden haben, was sie an Heiligabend unternehmen sollen, sondern schon lange vorher. Rastazöpfe statt Lametta. Auch eine Möglichkeit.
Um Gottes Willen. Dann haschens wieder an der Muffi drüben. Ein Graus.