Sehr gut gefüllt war die Tonhalle auf dem Gelände der Halloween befallenen Kultfabrik. Das Publikum erschien natürlich unverkleidet und wollte mit den Albernheiten da draußen nichts zu tun haben. Selbst als Tocotronic verkleidete Seitenscheitelträger waren nur noch wenige zu sichten – auch die Fans sind älter geworden (Fotos vom Konzert gibt es in unserer Bildergalerie).
Nach dem eher beiläufigen Aufrtritt eines gewissen Troy von Balthazar standen sie dann ziemlich bald auf der Bühne. Vier reife, immer noch gut aussehende Jungs, die früher einmal drei waren und uns Mitte der Neunziger in Trainingsjacken und Cordhosen bewiesen, dass Musik auch andere Inhalte als ein cooles Gitarrenriff haben kann.
Mit einem pathetisch anmutenden „Hallo Müüüünchen!“ begrüßt Dirk von Lowtzow mit leicht angeschlagener Stimme sein Publikum nach einem eindrucksvollen Einstieg mit „Mein Ruin“, dem ersten Lied ihrer aktuellen Platte „Kapitulation“. „Wir sind die Rockgruppe Tocotronic aus Hamburg und Berlin“ erfahren wir weiter. In selbstironischer Ansagemanier stimmt von Lowtzow fast durchgehend auf die jeweiligen Songs ein. Die Musiker distanzieren sich mit sarkastischen Nettigkeiten, übertriebenen Verbeugungen und routiniertem Abspielen der Songs von ihrem Publikum und wirken dabei manchmal fast unheimlich.
Die Setlist bestand zum großen Teil aus Liedern vom aktuellen Album und dem vorletzten „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Der Sound hätte besser sein können. Nur wer die Songtexte einigermaßen intus hatte, konnte auch verstehen was gesungen wurde. In den beiden Zugabeblöcken spitzte sich der etwas langatmige Mittelteil des Konzerts zu einem fulminanten Ende zu. Nach „Freiburg“ endet die Inszenierung in einem Sound- Bombardement. Explosion! Die Künstler ergeben sich auf der Bühne vor ihrer Kunst, die außer Kontrolle gerät.
Dann verschwinden sie und nur das Equipment bleibt zurück mit der Projektion des grünen Schriftzuges ihres letzten Albums. Kapitulation! Zu den nachhalligen Klängen eines 30er Jahre Chansons leert sich die Tonhalle und so manch einer fragt sich beim Anblick der Halloween-Fratzen auf dem Kultfabrikgelände vielleicht, wie es weiter gehen könnte nach der Kapitulation.
Kommentare
weiß zufällig jemand wie
weiß zufällig jemand wie dieser 30er jahre chanson heißt, der als rausschmeißer gespielt wurde?
konzert war 1a...
hi there,
also ich war ja auch da. spontan entschlossen, da ich die jungs nach langer abstinenz mal wieder sehen wollte. jetzt zu viert. welche aufgabe genau der neue hat ist mir nicht ganz klar. inspiration anscheinend. das konzert hat schon gerockt. nur war ich leider bei den letzten drei alben die den abend dominierten nicht so textsicher. und ich singe doch so gerne ! ;) - ich hätte mir mehr songs wie gg ende des konzertes gewünscht (drüben auf dem hügel, freiburg), aber ist auch klar, dass sie nicht kommen, um alte sachen zu spielen. bereut habe ich den besuch dennoch nicht. toco ist immer wieder ein besuch wert!
gruß an alle co-fans
volker