Anna Calvi im 59:1

Femme Fatale des Rock

Die große Musiksensation des Jahres 2011 spielte am Mittwoch im ausverkauften 59:1. Dabei erinnert ihre Musik an ganz großes Kino.

Brian Eno mag sie, Nick Cave ist auch ein großer Fan ihrer Musik und Karl Lagerfeld hat nur Lob für sie übrig. Es geht um Anna Calvi, eine der großen, neuen Entdeckungen des Jahres 2011. Nach ausverkauften Tourneen in England kommt sie nun auch auf den Kontinent und füllt dabei die deutschen Konzerthallen. Wie schon drei Tage zuvor in Köln, ist auch das 59:1 in München ausverkauft.

Um 21:30 betritt die Vorband die Bühne. Sarah Lias und Amadeus spielen ein kurzes Set mit Auszügen aus der aktuellen EP "Little Box of Music" und ein paar neuen Kompositionen. Dabei kommt ein schönes, solides Zusammenspiel aus Akustik- und E-Gitarre zustande. Das Publikum nimmt die Vorband sehr positiv auf, ist aber allerdings schon sehr gespannt auf Anna Calvi, was sich stellenweise bemerkbar macht.

Nach der obligatorischen Umbaupause ist es dann auch schon so weit. Anna Calvi betritt zusammen mit ihrer Band die Bühne. Neben dem Drummer Daniel Maiden-Woos und der Multiinstrumentalistin Mally Harpaz, ist seit ein paar Tagen auch noch ein Ersatzgitarrist mit auf Tour. Anna Calvi hat sich nämlich erst kürzlich den Arm verletzt und hat deshalb noch etwas Beschwerden beim Gitarre-Spielen. Doch auch ohne Gitarre, schafft es Anna Calvi ihr Publikum sofort in ihren Bann zu ziehen. Mit dem Opener "Suzanne & I" taucht der Zuhörer in eine komplett andere Welt ein. Die Musik wird zunehmend visueller und man fühlt sich in einen Film Noir versetzt. Nicht umsonst gibt Anna Calvi als ihre Hauptinspirationen die Werke von David Lynch, Wong Kar-Wai und Gus Van Sant an.

Mit dem zweiten Song "Blackout" wird die Stimmung noch mystischer, noch undurchschaubarer. Das Publikum hängt förmlich an ihren Lippen und lauscht den fremden Klängen von Mally Harpazs Harmonium. Nach drei weiteren Songs stimmt Anna Calvi den Elvis-Song "Surrender" an. Dabei schafft es die Sängerin mit Textzeilen wie "When we kiss my heart's on fire" und "Let us take this night of magic" noch sinnlicher zu werden und der Abend schweift ab in David Lynchs surreale Welt. Weiter geht es mit dem Song "Desire" und abschließend mit "Love Won't Be Leaving".

So schnell wie die Band auf die Bühne kam, verschwindet sie auch wieder. Doch Anna Calvi verlässt das Münchner Publikum nicht ohne zwei Zugaben. Die erste wird mit "Jezebel" bestritten, einer Cover-Version des Edith-Piaf-Klassikers aus den 1950ern. Dabei erkennt man auch ihre musikalischen Vorbilder. Neben Piaf, kann man auch etwas von Patti Smith und P.J. Harvey in Anna Calvi wiedererkennen.

Zur letzten Zugabe "Morning Light" betritt die Band in Originalbesetzung als Trio die Bühne und Anna Calvi greift trotz verletztem Arm zur Fender-Gitarre. Calvi beschreibt ihre Konzerte gerne selbst als Film; "da gibt es Momente der Dunkelheit, aber auch der Hoffnung. Und der Protagonist der Musik entrinnt immer nur sehr knapp dem Tod".

Nach den letzten abklingenden Akkorden von "Morning Light" weiß man auch diesmal wieder, dass der Protagonist überlebt hat und es ein glückliches Ende gibt. Die Show insgesamt hat das Potential des Albums perfekt ausgeschöpft, auch wenn es dem einen oder anderen vielleicht zu kurz vorgekommen ist. Trotzdem hat man eine so schöne und perfekt abgerundete Show schon lange nicht mehr in München gesehen. Man kann sich also darauf freuen Anna Calvi demnächst wieder in München begrüßen zu dürfen.

Impressionen vom Konzert gibt es hier.

Bildergalerie:

Anna Calvi im 59:1

Anna Calvi - die große Musiksensation des Jahres 2011 - spielte am Mittwoch im ausverkauften 59:1.
(Fotos: Martin Spenger, 6.4.2011)

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