...Life is but a dream

Das Konzert begann später als vorgesehen. "Herr Perry wird in Kürze eintreffen", beruhigte ein Backstage-Mitarbeiter das altersmäßig gut durchmischte Publikum, leider habe es auf dem Weg hierher "einen kleinen Zwischenfall mit der bayerischen Staatsgewalt" gegeben.
Bildergalerie: Fotos vom Lee "Scratch" Perry Konzert im Backstage
Um was es sich bei diesem Zwischenfall genau gehandelt haben mag, wurde nicht näher erörtert und blieb der Phantasie der Zuschauer überlassen. Die Vorstellung eines Zusammentreffens des jamaikanischen Wahl-Schweizers Lee Perry mit zwei bayerischen, mit der Geschichte des Reggae und Dub allenfalls rudimentär vertrauten Streifenbeamten hat aber durchaus einen gewissen Unterhaltungswert.
Letzten Endes scheinen sich Staatsgewalt und Upsetter dann aber doch noch einig geworden zu sein, denn gegen halb elf betrat Lee "Scratch" Perry mit roter Sporttasche und schickem Sakko die Bühne und brabbelte vergnügt Improvisationen ins Mikrofon, die sich dann auch im Wesentlichen um den von Widersprüchen geprägten Themenkomplex Polizei vs. Marihuana-Konsum drehten.
Es folgte eine gut gelaunte Show des älteren Herrn mit dem purpur-gefärbten Vollbart, der von "Roast Fish & Corn Bread" bis "Inspector Gadet" viele Klassiker aus den mehr als vier Jahrzehnten seines musikalischen Schaffens zum Besten gab.
Perry wippte dazu gemütlich über die Bühne, dozierte in längeren Zwischenansagen unnachahmlich über seine Weltsicht und fand Gefallen an diversen Wortspielereien mit seinem Namen à la "Perry Lee Perry Lee Perry Lee Perry Lee, Life is but a Dream..."
Bei all dem ließ sich der gute Mann seine 73 Lenze, die er auf dem Buckel hat, nie anmerken. Manch anderer Rentner könnte sich daran durchaus ein Beispiel nehmen.
Nach rund eineinhalb Stunden und einer Zugabe hängte sich Herr Perry schließlich seine rote Sporttasche wieder um die Schulter und verschwand winkend hinter den Nebelschwaden der Bühne in Richtung Backstage-Bereich.