Zurück aus dem 20. Jahrhundert

20 Jahre. Regierungen haben gewechselt, es wurden Kriege geführt, Beziehungen gingen in die Brüche, Biographien wurden geschrieben. 1994 brachten Blumfeld "L'etat et moi" heraus, eines der wegweisendsten Alben der deutschen Popmusik. Nun, 20 Jahre später, sind Blumfeld in Originalbesetzung auf die Bühne zurückgekehrt, um die Platte und ein paar wenige andere Lieder noch einmal vor Publikum zu spielen.

Impressionen vom Konzert gibt es in unserer Bildergalerie.

Die Theaterfabrik in München ist nicht ausverkauft an diesem Freitagabend, aber gut gefüllt. Die Blumfeld-Anhänger sind mit gealtert, die Texte haben sie nicht vergessen, sie singen jedes Lied mit. "Draußen auf Kaution", "Jetset", "2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß". Jochen Distelmeyer hat die Posen noch drauf, die Musik hat nichts von Kraft verloren, nichts von der Rebellion, er schreit es heraus: "Überall sind Menschen in den Straßen, kenn ich nicht gehöre nicht dazu."

Es geht nicht mehr um ein Gefühl der Neunziger, es ist nun 20 Jahre später, doch es funktioniert tatsächlich. Die Regierungen sind andere, neue Kriege sind ausgebrochen, erneut gingen Beziehungen in die Brüche, die Biographien werden fortgeschrieben. L'etat et moi.

"Wo wart ihr solange?", ruft ein Konzertbesucher in einem Moment der Stille. Jochen Distelmeyer sagt: "Wir mussten noch ein wenig im 20. Jahrhundert aufräumen." Das haben Blumfeld getan, und ihr schönstes Album einfach mitgebracht aus der alten Zeit.