"Orte des Exils" im Jüdischen Museum

Man sprach deutsch im "Vierten Reich"

Im Jüdischen Museum ist die sehenswerte Ausstellung "Orte des Exils" zu sehen.
Man sprach deutsch im "Vierten Reich"

Washington Heights, ein Stadtviertel in Manhattan, war für viele Emigranten aus Deutschland und Österreich nach Hitlers Machtergreifung ein rettender Hafen. Ironisch nannten die deutschsprachigen Juden die Gegend um den Broadway ihr „Viertes Reich“, weil sich die Flüchtlinge des „Dritten Reichs“ hier sehr schnell eine neue Heimat schaffen konnten.

In der Synagoge Beth Hillel und in vielen Geschäften wurde deutsch gesprochen, so dass die Einwanderer kein Sprachproblem hatten und Englisch in Ruhe erlernen konnten.
Die Ausstellung im 2. OG des Jüdischen Museums zeigt auf großen Leinwänden eindrucksvolle Videos von alten und neuen Stadtansichten dieses Viertels, z.B.das fast unveränderte Coliseum-Theater, 181st Street and Broadway in einer Aufnahme von 1920 und von 2009. Vieles ist fast gleich geblieben, wichtige Zeugen jüdischen Lebens sind aber verschwunden, in der Synagoge befindet sich heute ein Supermarkt.

Sehr beeindruckend ist das Interview mit Dr. Eric Bloch, Professor für Biochemie und Medizin. Er ist in Deutschland geboren und 1939 mit seiner Familie nach New York ausgewandert. Für ihn war das „Vierte Reich“ die Rettung vor dem „Dritten Reich“.

Sehenswert ist aber nicht nur diese Sonderausstellung, sondern auch die Dauerausstellung im UG. Ein interaktives Museum lädt uns mit Monitoren, einem „interaktiven“ Stadtplan von München und einem Comic von J.B. Gorfinkel ein, dem gegenwärtigen jüdischen Leben in München nachzuspüren.

Orte des Exils 03
Munich and Washington Heights
17.6. -30.8.09
Jüdisches Museum, St.-Jakobs-Platz16
Eintritt: 6 €, erm. 3 €
Di – So 10 -18 Uhr

Ein Buchtipp: Lena Gorelik, Meine weißen Nächte, Diana Verlag, 8,95 €

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