Münchner Bücherschau im Gasteig

Trostfrauen ohne Trost

Cornelia Zetzsche auf dem Bayern 2-Diwan im Gespräch mit vier "Büchermenschen": Die Autoren Ruth Hallo, John Lanchester und Galsan Tschinag stellen ihre neuesten Romane vor und Wolfgang Michael Hanke wirbt für das „grüne“ Buch.
(Foto: Elisabeth Gais)
(Foto: Elisabeth Gais)

"Die Trostfrauen", ursprünglich die Doktorarbeit der in Tel Aviv geborenen und in Nürnberg lebenden Sinologin Ruth Hallo, ist bestimmt eines der erschütterndsten Bücher, die im Rahmen der Bücherschau vorgestellt werden. Während des 2. Weltkriegs haben die Japaner viele chinesische Frauen gezwungen, als Prostituierte den müden Kriegern Trost zu spenden.

Die Hauptfigur, ein 13-jähriges Mädchen, wird einfach aus einem öffentlichen Bus entführt und ins Bordell gebracht. Bis heute ist dieses schreckliche Kapitel kein Thema, weder in China noch in Japan. Ruth Hallo führt diese Tabuisierung darauf zurück, dass in vielen Gesellschaften eine geschändete Frau besser tot ist.
Ziemlich pessimistisch scheint auch der neue Roman des Mongolen Galsan Tschinag zu sein.

"Gold und Staub" handelt von der kapitalistischen Ausbeutung der Mongolei, der Gier nach dem Gold. Amerikanische, kanadische und vor allem chinesische Unternehmen scheuen vor keiner Umweltzerstörung in einem fremden Land zurück, um an billige Rohstoffe und Edelmetalle zu kommen. Aber es gibt einen Helden, der in der Steppe Bäume pflanzt....

"Wir wollen, was ihr habt!" Diese anonyme Nachricht im Briefkasten erschreckt die Hausbesitzer und Immobilienhaie von London. John Lanchester zeichnet humorvoll in seinem in 20 Sprachen übersetzten Roman das London der Finanzkrise, eine Metropole der ganz Armen und der unendlich Reichen. Wie hat sich die Welt verändert in der Krise? "Keiner denkt mehr, wie er vor fünf Jahren gedacht hat."

Nur noch ökologisch korrekte Bücher will der Herstellungsleiter von Random House, Wolfgang Michael Hanke, produzieren. Ohne alte Waldbestände und ohne Tropenhölzer zu verwenden und vollständig recyclebar.

Der Musiker Ardhi Engl umrahmte die lebhafte Veranstaltung mit Ethnomusik auf überaus einfachen Instrumenten, wie einer Metallstange mit einem Geigenbogen oder verschiedenen Küchengeräten. Mancher Musiker musiziert auch nicht mehr wie vor fünf Jahren...

Münchner Bücherschau, Gasteig bis 2.12.12

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