Buddenbrooks - Bilder von einiger Größe
Thomas Mann hob mit seinem Klassiker "Buddenbrooks" den deutschen Gesellschaftsroman auf Weltniveau und wurde dafür mit dem Literaturnobelpreis belohnt. Die Geschichte handelt von einer Lübecker Kaufmannsfamilie Mitte des 19. Jahrhunderts, die erfolgreich mit Getreide handelt und sich so einen guten gesellschaftlichen Rang sichern konnte.
Konsul Jean (Armin Müller-Stahl) genießt mit seiner Frau Bethsy (Iris Berben) und den drei Kindern Thomas (Mark Waschke), Christian (August Diehl) und Tony (Jessica Schwarz) die florierenden Geschäfte und das Familienglück.
Als Konsul Jean stirbt beginnt der Verfall der Familie: die lebenslustige Tony hat ihre große Liebe geopfert, um sich standesgemäß zu vermählen. Doch stellt sich schon bald heraus, dass sie an einen Hochstapler geraten ist, der sie nur ihrer Mitgift wegen geheiratet hat.
Auch eine zweite Ehe mit einem Bayer, in dessen Figur alle norddeutschen Klischees über das Voralpenvolk vereint zu sein scheinen, schlägt fehl. Christian entpuppt sich als schlechter und disziplinloser Kaufmann und flüchtet sich in Kunst und Affären.
Thomas versucht mit aller Kraft das Geschäft fortzuführen. Er heiratet die schöne Geigerin Gerda und bekommt mit ihr einen Sohn, Hanno. Doch zu allem Unglück scheint auch dieser zwar musisch hochbegabt, doch für den Kaufmannsberuf völlig ungeeignet zu sein. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und die einst so erfolgreiche Familie verliert nach und nach ihren Geschäftssinn und ihre Vitalität, wird schwächer, künstlerischer und sensibler, bis sie letztendlich mit dem Tod der letzten Generation (Hanno) ausstirbt.
Der Film bleibt nahe an der Buchvorlage und komprimiert diese nur etwas. So werden aus ursprünglich vier Generationen drei - und eine Tochter von Jean und Bethsy (Clara) sowie die Tochter von Tony (Erika) werden komplett außen vor gelassen. Während es im Roman vor allem um den Verfall des Systems Familie geht, das nach und nach seinen Schwächen erliegt, rückt der Film stark den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund.
So wurde auch der Untertitel von "Der Verfall einer Familie" in "Ein Geschäft von einiger Größe" geändert. Man begreift, wie sich die heutigen Sorgen den damaligen ähneln: Man macht sich Sorgen über die sich abzeichnende Globalisierung und auf dem Börsenparkett kann man ebenso schnell ungeahnte Höhen wie ungeahnte Tiefen erfahren.
Den Schnitten merkt man an, dass Regisseur Heinrich Breloer hier sein Kinodebüt feiert und bisher nur Fernsehfilme gedreht hat. Vielleicht liegt es aber auch an der Gattung Amphibienfilm und diversen Förderanstalten, dass die Aufnahmen so produziert wurden, damit sie sowohl im Kino als auch im TV funktionieren.
Doch die Komposition der Bilder selbst ist definitiv etwas für die große Leinwand. So staunt man über perfekt durchchoreographierte Bälle, beeindruckende Kamerafahrten durch das Buddenbrookshaus, wogende Getreidefelder im Hagel, heimliche Küsse in einem Schiffswrack an der tosenden Ostsee, Kutschen- und Leiterwagenrennen. Die 16 Millionen Budget sieht man dem Film an. Alleine schon wegen der mitreißenden Bilder und der hervorragenden Schauspielerleistungen ist er ein Kinoerlebnis.
Drama - Deutschland 2008
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren - 151 Min. - Verleih: Warner
Start: 25.12.2008
Konsul Jean Buddenbrook - Armin Mueller-Stahl
Konsulin Bethsy Buddenbrook - Iris Berben
Tony Buddenbrook - Jessica Schwarz
Christian Buddenbrook - August Diehl
Thomas Buddenbrook - Mark Waschke
Hanno Buddenbrook - Raban Bieling
Gerda Buddenbrook, geb. Arnoldsen - Léa Bosco
Bendix Grünlich - Justus von Dohnanyi
Hermann Hagenström - Fedja van Huêt
Anna Iwersen - Maja Schöne
Aline Puvogel - Nina Proll
Alois Permaneder - Martin Feifel
Senatorin Möllendorpf - Sunnyi Melles
Senator James Möllendorpf - Josef Ostendorf
Bankier Kesselmayer - Sylvester Groth
Gosch - André Hennicke
Konsul Lebrecht Kröger - Elert Bode
Meneer Arnoldsen - Krijn ter Braak
Ida Jungmann - Teresa Harder
Carl Smolt - Martin Horn
Hinrich Hagenström - Wolfgang Hinze
René Maria von Trotha - Max von Pufendorf
Stephan Kistenmaker - Tonio Arango
Van Kellen - Cas Enklaar
Prokurist Marcus - Thomas Munkas Meinhardt
Dr. Grabow - Michael Abendroth
Dr. Giesecke - Matthias Deutelmoser
Peter Döhlmann - Nicholas Reinke
Eva Ewera - Katharina Schubert
Dr. Brecht - Jan Peter Heyne
Regie: Heinrich Breloer