Männerköpfe und Frauenkörper

Der österreichische Maler Egon Schiele wurde nur 28 Jahre alt und hat in diesem kurzen Leben eine enorme Anzahl von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden geschaffen. Oft wird er auf seine erotischen Darstellungen reduziert, aber er hat auch über 170 Selbstbildnisse, Portraits von Kindern und zarte Naturbilder gemalt.

Der lange Kunstbau ist durch schwarze Raumteiler, auf denen in weißer Schrift die expressionistischen Gedichte Schieles zu lesen sind, in einzelne Themenbereiche gegliedert. Der erste Abschnitt heißt "Das unrettbare Ich" und zeigt Selbstbildnisse des Künstlers, mit denen er das Ich neu zu definieren versucht und wohl auch die Selbstbeobachtung als Folge der psychologischen Erkenntnisse seiner Zeit pflegt. Sein 1911 entstandenes "Selbstbildnis mit entblößtem Nabel" weist auf die Nabelschau des modernen Menschen hin, es drückt seine Einsamkeit und Verunsicherung aus.

Als Kontrast hängt schräg gegenüber eine Zeichnung mit dem Titel "Drei Gassenbuben", freche, gesunde Gesichter, die noch nicht vom Selbstzweifel des modernen Individuums geprägt sind.

Einen weiteren Abschnitt bilden natürlich seine Darstellungen von nackten und ziemlich ausgemergelten Frauenkörpern, die zu seinen Lebzeiten als sehr anstößig galten, auf den heutigen Betrachter aber ausdrucksstark und morbide wirken, fern aller künstlichen Beschönigung.

Egon Schiele starb 1918, drei Tage nach seiner Frau, an der spanischen Grippe, gerade als er die ersten Kontakte zur Künstlervereinigung "Der blaue Reiter" in München geknüpft hatte.

Die Ausstellung im Kunstbau zeigt die große Spannweite seines Schaffens in einer überaus ansprechenden Präsentation: Bilder, Gemälde, Skizzen und Zeichnungen sind nach Themen in abgedunkelten, schwarz-weiß gestalteten offenen Räumen gruppiert, begleitet von den entsprechenden Gedichten und Erklärungen.

Egon Schiele: "Das unrettbare Ich"
Werke aus der Albertina im Kunstbau des Lenbachhauses
3. Dezember 2011 - 4. März 2012, Di - So 10 - 18 Uhr