Die Helden von Hulla Gulla

Eddie und Raven, E&R, wie sie später in Bollywood genannt werden, wohnen mit ihren Familien seit 18 Jahren im gleichen Chawl (Mietshaus für arme Leute) im Bombay der 70-iger Jahre. Sie dürfen als Kinder nicht miteinander sprechen, weil sie verschiedenen Religionen und Kulturen angehören, doch dann werden sie doch zu dicken Freunden, weil sie einiges gemeinsam haben: keinen Schulabschluss, miese Jobs und jede Menge Illusionen.

Der Hindu Raven arbeitet als Taxifahrer und ist Schlagzeuger in der eher durchschnittlichen India Brass Band, und er liebt Eddies Schwester Pieta, die sehr katholisch ist.

Eddie, der Katholik mit irischen Wurzeln, fungiert als Türsteher und Kellner in einer dubiosen Kneipe und verliebt sich in die unerreichbare Französin Belle. Beide sehen sich aber als zukünftige Bollywoodstars, denn als Statisten arbeiten sie bereits.

Der 67-jährige Kiran Nagarkar lebt selbst in Mumbai und schildert die Freuden und Leiden der beiden „Helden“ mit sehr viel Humor, gibt nebenbei jedoch Einblick in die Probleme der indischen Mega-Metropole: die mangelnde Wasserversorgung, der Verkehr, die religiösen und ethnischen Spannungen, die Korruption durch die Mafia, die unglaubliche Ausbeutung der Frauen...

Plötzlich ist da ein völlig unkonventioneller Mikrobudget-Film: Hulla Gulla. Rotzfrech und absolut unkonventionell mit einem tollen Hindi-Filmsong. Wer sind E&R ? fragt man sich in Bollywood. „ Die gesamte Hindi-Filmwelt... stand vor dem Chawl Nr.17 Schlange...“

Cornelia Zetzsche, selbst eine leidenschaftliche Indienreisende, moderierte gewandt mal auf Englisch, mal auf Deutsch und konnte ihre Begeisterung für den Autor und seinen Roman auf das Publikum übertragen, der BR-Sprecher Axel Wostry las die deutschen Textauszüge so witzig, dass das Publikum Tränen lachte.

Im Buch heißt es in einem Song: „Ein Buch – eins, das mit jedem Lesen besser wird... das ist das Nirvana!“ Das gilt in jedem Fall für die „Statisten“.

Kiran Nagarkar, Die Statisten, A1 Verlag, 620 S.
„Die Statisten“ –Lesung mit Kiran Nagarkar im Literaturhaus am 5.10.12
Moderation: Cornelia Zetzsche, Lesung des deutschen Textes: Axel Wostry