Alice Schwarzer liest in München

Die Frau und das Heer

Alice Schwarzer liest im Münchner Literaturhaus vor einem Heer von Frauen. Die Autorin und Feministin zeigt sich von ihrer privaten Seite, so dass man fast jedes Klischee sofort wegräumt. Fast jedes.
Alice Schwarzer bei Signieren im Literaturhaus (Foto: muenchenblogger)
Alice Schwarzer bei Signieren im Literaturhaus (Foto: muenchenblogger)

Ach, Alice! Was sind Sie für eine starke, schlaue, witzige Frau! Am Montagabend stellte die Journalistin, Autorin und Feministin Alice Schwarzer im Literaturhaus ihre Biographie "Lebenslauf" vor und lieferte dabei ein eindrückliches Zeugnis ab, wie sie zu der Person wurde, die sie heute ist.

Schwarzer wird in den Medien gerne Alt-Feministin, Männerhasserin, "Schwanz-ab-Schwarzer" genannt - doch spätestens nach wenigen Minuten im Literaturhaus dürfte den meisten Zuschauern klar werden, dass dies zu kurz greift. Doch wer ist Schwarzer wirklich?

In dem Buch beschreibt sie ihr Leben - von der Geburt bis zu ihrem ersten Tag als Chefredakteurin bei EMMA. Sie beschreibt, wie sie ungeplant auf die Welt kam, wie sie bei ihren unkonventionellen Großeltern aufwuchs, wie sie in Paris Kontakt zur Frauenbewegung suchte, wie sie Paul Sartre interviewte, wie sie sich damals kleidete oder wie sie erst einen Mann liebte, dann eine Frau. Es entsteht ein neues Bild von Alice Schwarzer, ein privates, das aber natürlich im Literaturhaus nur angedeutet werden kann. "Ich lese eineinviertel Stunden, da werde ich ungefähr 20-25 Seiten schaffen", sagt sie zu Beginn, gekleidet ganz in Schwarz. 25 Seiten von 450 ist natürlich nur ein Ausschnitt. Auch einen zweiten Teil ihrer Biographie ist Schwarzer noch schuldig.

Schwarzer ist gut gelaunt an dem Abend, sie reißt ein paar Witze, kokettiert und strahlt. Von der Bühne blickt sie herab auf ein Heer von Frauen, die sie anhimmeln oder ihr zumindest mit Interesse gegenübersitzen. Das Literaturhaus ist restlos ausverkauft.

Zwischendurch erzählt Schwarzer von ihrer Zeit in München, als sie in der Jazzbar Nachteule jobbte. Oder dass die Frauenbewegung in München anarchistischer war als die in Berlin. Es ist ein netter, entspannter Abend. Am Ende signiert Schwarzer Buch für Buch, eine halbe Stunde lang, und hat für jede Leserin ein freundliches Wort parat.

Doch: Warum musste Schwarzer das am Ende der Lesung noch sagen? Pornographie sei Teufelswerk und der Islam eine Bedrohung. Die Klischees sind wieder da. Ach, Alice!

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